Bachelor Thesis (Ausschnitt)

Die Untersuchung kommt zum Ergebnis, dass das kollektive Interaktionsdesign dem individuellen Interaktionsdesign – mit Blick auf das Potenzial zur Erzeugung sozialer Präsenz - überlegen ist.69 Bei Anwendung des Modells der rezeptionssituativen Publikumsvorstellungen (Kap. 4.3.4) zeigt sich, dass das kollektive Interaktionsdesign bei drei von vier Dimensionen (Hypothesenbildung zur „Anzahl der Mitzuschauer“ und zur „Simultanität“ und bei der „Antizipierung des Rezeptionserlebens der Mitzuschauer“) einen stärkeren Einfluss ausübt.

Erstellt von einsnull vor 10 Jahren
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Nur bei der Hypothesenbildung über die „soziale Zusammensetzung des Mitpublikums“ zeigte das individuelle Design mehr Wirkung. Die Anwendung des Telepräsenz Modells (Kap. 4.4.3) ergab hingegen, dass beide Interaktionsdesigns in den Komponenten „Sensorische Faktoren“ („Anzahl der durch zuschauerseitige Beeinflussung denkbaren Szenarien zum Sendungsverlauf“), und „Anpassung“ (Fähigkeit des Systems, die Handlungsspielräume an das Nutzerverhalten anzupassen) ähnlich leistungsfähig sind. Zugleich ist das kollektive Design dem individuellen Design in der Komponente „Geschwindigkeit“ überlegen, wohingegen das individuelle Design in der Komponente „Breite“ („Anzahl und Tiefe gleichzeitig erlebbarer Sinnesmodalitäten“) besser abschneidet. Die beiden Interaktionsdesigns erscheinen hier also gleichwertig. Social TV ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem unüberschaubaren Markt neuer Techniken, Inhalte und Nutzungsmöglichkeiten, die den Medienmarkt derzeit überschwemmen. YouTube, Video-on-Demand, Mediatheken & Co. erlauben einen höchst individualisierten Medien und Fernsehkonsum. Trotzdem ist ein ernstzunehmender Gegentrend zum individualisierten Konsum erkennbar. Die Fernsehnutzer haben das „Gemeinschaftsgefühl“ und das gemeinschaftliche Erleben wiederentdeckt. Man „sieht“ – „gefühlt“ – „zusammen fern“, nimmt per SMS und Telefon an Abstimmungen teil, um den Sendungsverlauf zu beeinflussen. Damit geht einher, dass das Publikum sich auf vorgegebene Programmverläufe und Sendungsstrukturen einlässt. Barry Schwartz hat dieses Verhalten in seiner Theorie „The Paradox of Choice“ aufgegriffen. Er postuliert sinngemäß, dass (Fernseh)-Konsumenten künftig (wieder) „an die Hand genommen werden“ und sich freiwillig den Vorgaben der Anbieter unterwerfen wollen (vgl. Kap. 1.1.6). Konsumenten begeben sich demnach gerne in inszenierte Erlebniswelten.

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