Entwicklung eines Bewertungssystems zum nachhaltigen Bauen

4.3 Lösungsstrategie
Wertanalyse ist im Ingenieurwesen eine wichtige Technik 1). Kurz gesagt, man plant oder konstruiert ein Ideal.

Erstellt vor 10 Jahren
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Dann wird dieses Ideal wieder befreit. Die wertanalytischen Fragen betreffen hauptsächlich die folgenden Fragen. Darauf hin wird alles überprüft und dann das System entsprechend befreit, eine Komponente also weggelassen oder ergänzt, also neue Teillösungen gesucht und hinzugefügt:

wirtschaftliche Fragen, "Können wir uns das leisten?" funktionale Fragen, "Erfüllt diese Komponente einen Zweck?" Designfragen, "Wie sieht dieses Teil im Kontext aus?"

Weitere Fragen speziell im Zusammenhang mit meiner Aufgabenstellung, nämlich einen Neubau- oder ein Sanierungsvorhaben nachhaltig zu bewerten, sind die folgenden. Es liegt auf der Hand, dass dies alles ganz zentrale Fragen sind. Mein zuvor vorgestellter Erfassungsbogen sowie die Checkliste ergänzen sich demnach in jedem Punkte um die nachfolgenden Einrittsfragen:

Gibt es Fördermittel in dieser Sache? Ist die Technik ausgereift und verfügbar? Verursacht dies Folgekosten, Zusatzkosten?

Wenn das Objekt fertig ist, wird es schwieriger. Wenn es bereits genutzt wird, kann man die Nachhaltigkeit nur schwer hineinwirtschaften. Diese Bemühungen gehen fast immer auf Kosten der Lebensqualität. Niemand möchte frieren. Keiner will vom nächtlichen Straßenlärm geweckt werden. Trotzt der willkommenen Computerunterstützung lässt sich nachhaltige Planung nicht automatisieren. Die folgende Abbildung soll das etwas witzig illustrieren. 2)

Wenn wir aber nun geweckt durch diese Ernüchterung ans Werk gehen, dann haben wir viel vor, aus der Summe aller Möglichkeiten das Machbare herauszufiltern, um zu einer optimalen Lösung zu gelangen. Und Nachhaltigkeit fügt des anspruchsvollen Planungsarbeiten noch einen Anspruch hinzu. Um so wichtiger ist das Bemühen, den zusätzlichen Aufwand überschaubar zu halten. Ergebnisorientiertes Vorgehen soll ja auch bei Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen.

Listen wir nun die "Menge aller Konfigurationen", oder wie ich es oben ausgedrückt hatte, die Summe aller Möglichkeiten, einmal auf. Das geht allerdings nur unvollkommen. Und wieder bekommen wir einen Eindruck von der Spannbreite unserer Nachhaltigkeit. Auf der Folgeseite habe ich dazu einige Illustrationen aus dem Internet zusammengestellt. Auch diese Bilder können nur einen ersten Eindruck vermitteln.

Ein sich drehendes Haus nutzt die Sonneneinstrahlung optimal, das führt zur Verringerung der Heizkosten und künstlichen Beleuchtung, zumal, wenn die meistgenutzten Räume auf dann stets der Sonne zugewandt sind. Runde Gebäudegrundrisse bieten hier das Optimum. (Das Heliotrop Abb. 1 dreht sich durch einen 100 Watt- Motor, die zusätzlichen Solarpanele auf dem Dach bieten sich dann zwangsläufig an.)Solar auf der gesamten Dachfläche. (Das Solardach von Abb. 2 zieht sicher Sonnenstrahlen und Blicke der Passanten auf sich, stört aber das ästhetische Empfinden vieler Leute.) Regenwasser- Nutzungsanlagen müssen nicht teuer sein und lassen sich optisch meist gut integrieren. (Abb. 3)

Ausschließliche Verwendung von Geräten der Effizienzklasse A++ hilft nachhaltig sparen (Abb 4 zeigt eine Original- Kühlschrankplakette) Lärmschutz erhöht die Wohnqualität. (hier in Holzbauweise flexibel als Begrenzungszaun kombiniert, Abbildung 5) Sensorgesteuerte Beschattung verbessert das Wohlfühlen auch im Hochsommer (Abb. 6)

Ohne die Aufzählung weiter zu illustrieren, möchte ich noch einige weitere Punkte nennen. Diese sind nicht so ohne weiteres jedem Bauherren zu erklären, denn sie sind nicht so "bodyclose", wie wir zuvor schon einmal sagten. Aber einige der Faktoren sind wesentlich bedeutungsvoller in Hinsicht auf Nachhaltigkeit. Entweder bringen sie direkt Geld oder sie sparen langfristig erheblich viel Geld.

Ausschließlich recyclebare Baustoffe ersparen später Kosten für die Entsorgung. Ausschöpfung aller nationaler, regionaler und EU- Förderprogramme. Beratung. Minimierte Betriebskosten durch z.B. selbstreinigende Oberflächen der Außenhülle. Generell Beschäftigung mit Themen der Nachhaltigkeit, Know How bei Bauherren und Nutzern.

In Punkt 6 werden die Fragen der Umsetzung noch weiter bearbeitet. Wir sehen bisher, dass von dem gesamten Komplex Nachhaltigkeit eine riesige und neue Herausforderung an eigentlich alle Beteiligten beim Bau eines neuen Wohngebäudes ausgeht. Resignation hilft niemandem. Schritt für Schritt wird die Umsetzung besser voranschreiten. Dazu ist nicht nur der viel beschworene Gute Wille gefragt. Professionelle Planung ist notwendig.

Fußnoten:
1) Dr.-Ing. Philipp Geyer, Multidisziplinäre Entwurfsoptimierung für das Bauwesen, Dissertation, Berlin, 07/2009 (Original-Dokumentation online zu finden in der Linkliste am Schluss dieser Arbeit unter dem Eintrag: Wertanalyse, Multivariante Bauplanung, Optimierung) 2) ebenda, S. 14 3) entnommen ebenda, S. 15

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