Risiko für Weihnachtsmänner

„Risiko für Weihnachtsmänner“ von Siegfried Lenz

1 Einleitung

1.1 Ziel und Aufbau der Arbeit

Im Folgenden sollen Modelle der Kommunikationstheorien von Paul Watzlawick und Friedemann Schulz von Thun auf die Erzählung „Risiko für Weihnachtsmänner“ von Siegfried Lenz angewandt werden.

Erstellt von Peqqz vor 10 Jahren
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Paul Watzlawick hat fünf „Axiome“ der Kommunikation beschrieben:

– Man kann nicht nicht kommunizieren.

– Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und Beziehungsaspekt, derart, dass letzterer den ersteren bestimmt und daher eine Metakommunikation ist.

– Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.

– Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten.

– Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär.

Friedemann Schulz von Thun nimmt vor allem die Struktur von Nachrichten in den Blick und hat gezeigt, dass jede Nachricht vier Seiten besitzt:

– Der Sachinhalt einer Nachricht

– Die Selbstoffenbarung des Senders, die seine Nachricht enthält

– Die einer Nachricht implizite Beziehungsdimension

– Der Appellcharakter einer Nachricht

Die Kommunikationsmodelle von Watzlawick und Schulz von Thun werden in dieser Arbeit auf fünf Kommunikationssituationen in der Erzählung von Lenz angewandt.

1.2 Inhaltsangabe

Die Kurzgeschichte „Risiko für Weihnachtsmänner“ ist eine Kriegsheimkehrer-Erzählung1. Im Mittelpunkt steht der Ich-Erzähler, ein ehemaliger Soldat des Zweiten Weltkriegs, der im zweiten Teil der Geschichte seinem früheren Vorgesetzten begegnet. Der Erzähler berichtet auf der Suche nach „einem schnellen Nebenverdienst“ bei einer Vermittlungsagentur, für Weihnachtsmänner, angeheuert zu haben. Schon bei der ersten Kontaktaufnahme macht der Erzähler irritierende Beobachtungen: Das Büro der Agentur befindet sich in einer Kneipe, zwischen „kalten Frikadellen, Heringsfilets mit grau angelaufenen Zwiebelringen und Gurken in Gläsern.“ Eine „magere Sekretärin“ erledigt ihre Arbeit, „während sie von einer kalten Frikadelle abbiss und nach jedem Bissen einen Zug von der Zigarette nahm“. Geleitet wird die Agentur von einem gewissen „Mulka", der im militärischen Jargon Weihnachtmänner in ihrer „Uniform“, in Einsatzgebiete in der Stadt schickt (Kommunikationssituation 1).

Der Erzähler ist Kriegsversehrter und trägt eine künstliche Nase, die nicht nur die Aufmerksamkeit der Sekretärin erregt, sondern auch Schwierigkeiten bereitet, eine Weihnachtsmannmaske überzuziehen. So wählt man als Ersatz eine offene Maske, hinter der das Gesicht des Erzählers nicht vollständig versteckt ist. Aufgabe der Weihnachtsmänner ist es, ihre Auftraggeber „froh“ zu machen. Sein erster Auftrag führt den Erzähler zu einer Adresse mit dem Klingelschild „Köhnke“. Ihm fällt ein, dass sein früherer militärischer Vorgesetzter in Russland so hieß. In Empfang genommen wird der Weihnachtsmann von einer Frau, die ihn in das Wohnzimmer führt, wo ein Mann wartet – eigentlich denkt er, Kinder anzutreffen – „es war Köhnke, mein Oberst in Demjansk“. Der Erzähler verteilt Pakete aus einem Sack an den Oberst und die Frau. Diese fordert ihn nun auf, den Mann „mit der Rute zu drohen“, was er allerdings nicht wagt (Kommunikationssituation 2).

Der Oberst erkennt in dem Weihnachtsmann seinen ehemaligen Untergebenen und es entsteht ein Gespräch, das meiner Meinung nach voller Kommunikationsprobleme ist, etwa, wenn der Oberst davon spricht, dass sich der Erzähler erfolgreich „durchgeschlagen“ habe. Während der Vorgesetzte das „Durchschlagen“ als Überleben des Krieges versteht, bezieht es der Erzähler auf seine Anfahrt zu den Köhnkes. Oder, als der ehemalige Oberst dem Erzähler auf metaphorischer Ebene eine „gute Nase“ attestiert, der sieht seine Nasenprothese gemeint, die ihm an einem Weihnachtsabend angenäht worden ist und die er daher als „Weihnachtsgeschenk“ bezeichnet (Kommunikationssituation 3).

Die beiden Männer verbindet ein komplexes Beziehungsgeflecht. In Demjansk erwarteten sie einen Weihnachtsmann. Als dieser nicht kam, wurde der Erzähler auf die Suche geschickt und verwundet. Der Weihnachtsmann aber war gefallen. Der Oberst bemerkt, „vieles habe ich gesehen, aber nichts war so schlimm wie der tote Weihnachtsmann“. Er nennt seinen ehemaligen Untergebenen jetzt seinen Sohn. Er berichtet von seiner seitherigen Angst an Weihnachten, dass der Weihnachtsmann „nicht durchkommen könnte zu mir“. Der Erzähler wird abermals von der Frau aufgefordert, mit der Rute zu drohen, doch wieder fühlt er sich dazu außerstande. Er geht betrübt, der ehemalige Oberst schickt ihm eine Warnung zur Vorsicht mit auf den Weg, von der der ehemalige Untergebene weiß, dass sie „aufrichtig“ ist (Kommunikationssituation 4). Der Erzähler kehrt zu seinem Chef Mulka zurück, „meldet“ sich, möchte aber keine weiteren Aufträge mehr annehmen. „Willst du keine Freude mehr bringen?“, fragt Mulka. Der Erzähler antwortet, dass ihm das Risiko zu groß sei (Kommunikationssituation 5) [1].

2 Kommunikationssituation 1

Watzlawick hat festgehalten, dass Kommunikation nicht nur aus Worten, sondern zu einem großen Teil aus „paralinguistischen Phänomenen“ besteht, deren Mitteilungen die Teilnehmern einer Kommunikationssituation unweigerlich ausgesetzt sind. In diesem Sinne ist sein Axiom von der „Unmöglichkeit, nicht zu kommunizieren“, zu verstehen. In der Kurzgeschichte von Lenz gerät der Ich-Erzähler zunächst in eine metakommunikative Situation (= Beziehungsebene über der Inhaltsebene), die von paralinguistischen Phänomenen (= z.B.: Mimik) geprägt ist, die Irritationen auf der Inhaltsebene auslösen müssten. Ein Büro, welches sich in einer Kneipe befindet, unwohl aufkommen lässt, mit einer rauchenden und gleichzeitig essende Sekretärin: Steht diese Situation nicht im Widerspruch zu der Erwartungshaltung des Ichs? Das Ich reagiert auf die Botschaften seiner Umwelt nicht. Es tut so, als wäre alles normal, findet demnach keine adäquate Beziehung zu seiner Wahrnehmung und macht auch keinen Versuch eine sprachliche Kommunikation zu führen. Warum verlässt es die Situation nicht oder artikuliert nicht seine Verwunderung zumindest im stillen Selbstgespräch? Möglicherweise wird die wahrgenommene Diskrepanz akzeptiert, um keine Störung auf der Beziehungsebene zwischen ihm und seinem erhofften Arbeitgeber zuzulassen. Aber auch der Erzähler selbst sendet irritierende nonverbale Signale aus: durch die „künstliche Nase, die sie mir nach der Verwundung angenäht hatten“, und die – so nimmt der Erzähler es jedenfalls wahr – die gleichwohl gleichgültige Aufmerksamkeit der Sekretärin erregt. Die Nase wird zu einem störenden Element, als der Erzähler versucht, sich die Weihnachtsmannmaske anzuziehen. Mit anderen Worten: sie gefährdet den erwünschten Rollenwechsel. Der „rote Mantel“, der „flockige Bart“ und die „mild grinsende Maske“ senden eine paradoxe Botschaft aus: Freude zu verbreiten. Hierbei handelt es sich mit den Worten Watzlawicks um eine „pragmatische Paradoxie“. Es soll etwas mitgeteilt werden, was sich nicht mitteilen lässt. Im Sinne des Kommunikationsmodells von Schulz von Thun kann auch davon gesprochen werden, dass der Kommunikationsvorgang einen Sachinhalt („Freude“, nonverbal kommuniziert durch das Kostüm) enthält, der mit einem unpassenden Appell verbunden („Empfinde Freude!“) ist. Denn natürlich kann Freude zwar durch den Inhalt einer Botschaft, durch die mit ihr verbundene Selbstoffenbarung des Senders oder auch durch die mit ihr verbundene Aussage über das Beziehungsverhältnis zwischen Sender und Empfänger ausgelöst werden, am wenigsten aber durch einen Appell an den letzteren.

3 Kommunikationssituation 2

Die Paradoxie der Kommunikation und die Konfusion von Rollenzuschreibungen setzt sich in der folgenden Situation fort, die ein Interaktionssystem zwischen dem Erzähler, Herrn Köhnke und Frau Köhnke darstellt. Zunächst erkennt der Erzähler in Herrn Köhnke seinen ehemaligen Vorgesetzten. Doch wie gestaltet sich deren Verhältnis? Wenn es ein komplementäres Verhältnis ist, birgt es unauflösliche Widersprüche. Auf der einen Seite steht der ehemalige Vorgesetzte in der Hierarchie über dem Untergebenen. Doch durch die Rolle als Weihnachtsmann wird dieses Verhältnis umgekehrt. Gegenüber dem Weihnachtsmann befindet sich Köhnke in einer Anweisung (bzw. um im Militär Jargon zu bleiben: Befehl) empfangenden (= untergeordneten) Position. Die Frau nimmt entgegen ihrer Geschlechtsrolle – in der 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts (!)[2] – gegenüber beiden Männern eine Führungsrolle ein. Erstens gibt sie dem Weihnachtsmann die Anweisung, ihrem Mann mit der Rute zu drohen und zweitens führt sie die Regie des Gesamtablaufs (indem sie etwa dem Weihnachtsmann befiehlt: „Fangen Sie doch an.“). Sie ist die einzige, die ihre superiore Stellung innerhalb des Beziehungssystems aufrechterhalten kann und deren Botschaften in erster Linie appellativ sind. Der Erzähler und Weihnachtsmann ist gespalten zwischen Inferiorität[3] und Superiorität. Als Erzähler spricht er von Köhnke als „mein Oberst in Demjansk“. Dieser blickt den Weihnachtsmann in einer Art Unterwerfungsgeste „mit ineinandergelegten Händen“ und „erleichtert und erwartungsvoll an“. Der Konflikt in ihm über die Entscheidung, als welche Person er nun mit dem Oberst Kommuniziert wird deutlich, als die Frau ihn auffordert, mit der Rute zu drohen: „Doch jetzt, als ich ansetzen wollte zur Drohung, jetzt drehte sich der Oberst zu mir um; respektvoll, mit vorgestreckten Händen kam er auf mich zu, mit zitternden Lippen. Wieder winkte mir die Frau, ihm zu drohen – wieder konnte ich es nicht.“ Die Beziehung ist gestört. Die Selbstdefinitionen der Teilnehmer stimmen mit der Wahrnehmung der Kommunikationspartner nicht überein. Dieser Widerspruch droht in ein Gefühl des Unbehagens überzugehen.

4 Kommunikationssituation 3 und 4

Der drohende Konflikt kann jedoch abgewendet werden. Zwischen dem Oberst und dem Weihnachtsmann entsteht ein Gespräch, in dem die unterschiedliche Dimension einer Nachricht, wie schon Schulz von Thun beschrieben, eine Rolle spielen. Der Sachinhalt des Gespräches ist von erheblichen Ambivalenten und Missverständnissen geprägt. Diese entstehen, weil der Oberst und der Erzähler ihre Sachaussagen auf unterschiedliche Situationen beziehen. So beziehen sich, wie oben schon erwähnt, das „Durchschlagen“, die „gute Nase“ und das „Weihnachtsgeschenk“ auf unterschiedliche Situationen und Kontexte. Mit dieser „Störung“ der Kommunikation geht aber auch eine „Klärung“ einher, nämlich die Frage, ob Köhnke seinen ehemaligen Untergebenen wiedererkennt. Die beiden Männer erkennen sich und können somit ihre Beziehungsseite der Kommunikation zumindest partiell klären. Doch neue Schwierigkeiten treten auf: Während der Gesprächsverlauf sich eher auf einer symmetrische Ebene abspielt, stellt sie einen Bruch mit der Vergangenheit dar. In der Vergangenheit hatten die Botschaften des Oberst an den Erzähler im Kontext des Krieges einen starken, einseitigen Appellcharakter. Nunmehr erscheint der Dialog eher symmetrisch, doch wird diese Symmetrie auch gestört, in dem der Oberst mehrfach eine Beziehungsdefinition vornimmt, wenn er den Erzähler als „Sohn“ bezeichnet. Warum aktiviert der Oberst diesen intimen Beziehungsaspekt gegenüber dem Erzähler? Eine eindeutige Antwort hierauf gibt es nicht. Wir erfahren aber, dass an der Bescherung keine Kinder teilnehmen („Es waren keine Kinder da.“). Sind die Söhne der Eheleute im Krieg gefallen? Dann wäre die Kommunikation der Vater-Sohn-Beziehung als eine Art Verlustkompensation und gleichzeitige Selbstoffenbarung zu verstehen.

Das Gespräch über den Tod eines Weihnachtsmannes während dem Krieg und die Verstrickung des Obersten und des Erzählers in das Geschehen ist ein Beispiel für eine unterschiedliche Interpunktion von Ereignissen. Der Oberst sagt zu dem Erzähler, dass er „jedes Mal Angst hat, dass Sie es nicht schaffen würden“. Aber der Erzähler, der direkt angesprochen wird, erscheint ja zum ersten Mal in der Wohnung des Oberst, um den Weihnachtsmann zu spielen. Redet der Oberst also Unsinn? Dies ist nur scheinbar so, denn bei näherer Betrachtung interpunktiert er Ereignisse anders als der Erzähler. Vor Augen hat er das tödliche Geschehen im Krieg. Das analoge Verbindungsglied der beiden Ereignisebenen – die in der Erzählung repräsentierte Gegenwart der Bescherung einerseits, die Vergangenheit der Kriegssituation andererseits – ist die Vorstellung eines Weihnachtsmanns. Der Erzähler entgegnet, dass Weihnachtsmänner „immer ans Ziel kommen“ und interpunktiert die Ereignisse der Gegenwart.

Nach dieser unterschiedlichen Interpunktierung der Kommunikationspartner findet eine Veränderung statt. Der Erzähler macht sich die Interpunktion von Köhnke zu Eigen und für einen Teil des Gesprächs verlaufen die Interpunktionen beider im Gleichtakt, während sie ihre Sicht des Geschehens im Krieg austauschen: der Oberst, der den Erzähler losschickte, den ausbleibenden Weihnachtsmann zu suchen, der damalige Untergebene, der bei diesem Unternehmen verwundet wird – an der Nase, als „Weihnachtsgeschenk“ –, und schließlich die Entdeckung des toten (Weihnachts-)Mannes. Die Interpunktion der Ereignisse tritt wieder auseinander, als Köhnke in den Modus der Selbstoffenbarung wechselt und seine Bestürzung über den Tod von Weihnachtsmännern preisgibt. Der Erzähler interpunktiert hingegen die aktuale Sachebene und antwortet: „auch für Weihnachtsmänner besteht ein Risiko“. Die Kommunikationssituation wird schließlich durch eine Reihe von nonverbalen und verbalen Kommunikationsakten beendet, die alle vier Seiten der Nachricht nach Schulz von Thun aktivieren. Die Beziehungsebene tritt in den Vordergrund, wenn der Oberst den Kopf senkt und damit eine Unterwerfungsgeste gegenüber seinem ehemaligen Untergebenen ausführt. Wie diese genau zu dekodieren ist, bleibt unklar, denn die Beziehungsgeste findet auf der Sachseite keine Entsprechung. Die Appellseite wird wiederum von der Frau angesprochen, die den Erzähler ein weiteres Mal auffordert, mit der Rute zu drohen. Diese Aufforderung läuft aber ins Leere: „Ich konnte es nicht“, offenbart der Erzähler dem Leser. Offenkundig lässt die Beziehung Erzähler-Köhnke nicht zu, den Appell der Frau auszuführen. Aus welchen sachlichen Gründen dem so ist, erfährt der Leser nicht. Schließlich ermahnt der Oberst den Erzähler zur „Vorsicht“. Dieser letzte Kommunikationsakte zeichnet sich durch die Kongruenz des verschiedenen Dimensionen der Nachricht aus und setzt einen harmonischen Schlusspunkt des Gesprächs. Die Kongruenz kommt nicht zuletzt darin zum Ausdruck, dass der Erzähler sich sicher ist, dass die Warnung des Oberst „aufrichtig“ ist.

5 Kommunikationssituation 5

Der Erzähler kehrt von seinem Einsatzort und seinem „Dienst an der Freude“ in das seltsame Büro der Vermittlungsagentur für Weihnachtsmänner zurück. Mulka bietet ihm einen weiteren Auftrag an, doch der Erzähler lehnt ab: „Das Risiko, das Risiko ist mir zu groß.“ Nach den verwirrenden Erlebnissen des Erzählers erscheint diese Reaktion dem Leser zunächst als verständlich. Aber an dieser Stelle tut sich ein weiteres Kommunikationsproblem auf. Verständlich ist die Reaktion nur dann, wenn die Begegnung mit dem Oberst tatsächlich so stattgefunden hat, wie der Erzähler berichtet. Aber es besteht die Möglichkeit, dass der Erzähler eine subjektive Sichtweise wiedergegeben hat, die mit der Wahrnehmung von Frau und Herrn Köhnke, nicht übereinstimmt. Die Art und Weise, wie der Erzähler die Begegnung mit seinem ehemaligen Vorgesetzten schildert, ist alles andere als objektiv. Er befindet sich oft in paradoxen Situationen, die er nicht beenden kann, ohne in einen Beziehungskonflikt zu geraten, so etwa gegenüber seinem Auftraggeber Mulka oder seinem ehemaligen Vorgesetzten Köhnke. Er befindet sich demnach in einer schizophrenen Situation der Doppelbindung.[4] Diese Schizophrenie führt zu einer gestörten Umweltwahrnehmung. Tatsächlich ist es eine relativ harmlose Tätigkeit, in die Rolle des Weihnachtsmannes zu schlüpfen und Geschenke zu verteilen. Aufgrund der schizophrenen Wahrnehmung des Erzählers erscheint sie jedoch als so gefährlich, dass er sich außerstande fühlt, die Aufgabe zu bewältigen.

6 Ergebnisse

Wie gezeigt wurde, spielt die Erzählung von Siegfried Lenz mit Kommunikationsproblemen, die auch Paul Watzlawick und Friedemann Schulz von Thun systematisch beschrieben haben. Die Erzählung zeigt, dass sich hinter scheinbar banalen Alltagssituationen tiefgreifende Kommunikationsprobleme bis hin zur Schizophrenie verbergen können. Sie zeigt darüber hinaus, wie unterschiedlich aus kommunikationstheoretischer Perspektive bestimmte Situationen interpretiert werden. So sieht der Erzähler sich erheblichen Kommunikationsstörungen ausgesetzt. Diese zeigen sich an seinem Unbehagen innerhalb seiner Umwelt (das seltsame Büro, die künstliche Nase, der militärische Jargon), gestörten Beziehungsverhältnissen (Untergebener – Vorgesetzter) und sogar einer Doppelbindung, die dazu führt, dass der Erzähler eine relativ einfache Aufgabe als übertrieben riskant wahrnimmt.

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