Von großen Riesenrädern: Was sind eigentlich Pleonasmen?

Doppelt hält besser? Dies gilt nicht unbedingt für einen guten Sprachstil.
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Erstellt von LAS-Redaktion vor 4 Jahren

Informationen im Überfluss

Die Welt besteht aus unzähligen Informationen, die tagtäglich auf uns einprasseln. Es ist geradezu unmöglich, alle aufzunehmen. Die Sprache dient der Kommunikation und soll die Informationsvermittlung erleichtern. Doch was ist, wenn selbst durch die Sprache ein Informationsüberfluss entsteht? Das Too-Much-Information-Syndrom nennt sich in der Rhetorik Pleonasmus.

Was ist ein Pleonasmus?

Ein Pleonasmus liegt immer dann vor, wenn sich zwei Wörter oder die Bestandteile aus Wortzusammensetzungen in ihrer Bedeutung doppeln. Dadurch entsteht eine Redundanz: Für den Leser ergibt sich kein Mehrwert aus der zusätzlichen Information. Deshalb werden Pleonasmen auch redundante Akronyme genannt.

Beispiele für Pleonasmen

Redundante Vorsilben

Beispiele für Pleonasmen sind Verben wie zurückerinnern – erinnern ist bereits reflexiv, da braucht es das direktionale Adverb zurück nicht mehr. Auch das Präfix “vor” im Wort vorprogrammieren wird aus demselben Grund obsolet.

Wortzusammensetzungen

Wenn Wörter aus anderen Sprachen entlehnt wurden, vor allem bei solchen, die sich so sehr ins Deutsche etabliert haben, dass man sie nicht einmal mehr als Fremdwort erkennt, ist ein Pleonasmus kaum erkennbar. Dazu gehören Wörter wie Pulsschlag, Fußpedal oder Düsenjet. Sie sind Pleonasmen, da sich Puls mit Schlag, Pedalis mit zum Fuß zugehörig übersetzen lässt und die deutsche Übersetzung von Jet Düse ist.

Überflüssige Adjektive

Besonders die englische Sprache beschert uns eine Menge Pleonasmen. Wenn Anglizismen eingesetzt werden, werden manchmal nicht nur deutsche Wörter ersetzt, sondern auch unnötig erweitert: Zeitliches Timing und der Coffee to go zum Mitnehmen rutscht einem schon einmal heraus, ist beim näheren Hinsehen aber mehr als unsinnig.

Auch große Riesenräder sind eher die Regel – wenn sie klein sind, sind sie vielleicht keine Riesenräder mehr oder im Wortlaut kleines Riesenrad sogar einem anderen rhetorischen Stilmittel zugehörig: dem Oxymoron.

Abkürzungen

Vor allem bei Abkürzungen ist die Versuchung groß, einen Pleonasmus anzuwenden. Viele geben sie tagtäglich ein: Die PIN, die zur Maschinenauthorisierung, beispielsweise am Bankautomat oder beim Kartenbezahlvorgang an der Kasse eingesetzt wird, wird gern PIN-Nummer oder im schlimmsten Fall sogar persönliche PIN-Nummer genannt. Wenn man die Abkürzung zu Persönliche Identifikationsnummer auflöst, wird schnell ersichtlich, warum diese Zusätze überflüssig sind.

Auch im IT-Bereich wimmelt es nur so vor redundanten Akronymen: Der allseits bekannte Beginn von URLs lautet http:// und verweist auf das Hypertext Transfer Protocol, sodass HTTP-Protokoll eine Dopplung ist. Gleiches gilt für Inhaltsverwaltungssysteme für das Erstellen von Websites: CMS ist die Abkürzung für Content Management System und die Schreibweise CMS-Systeme beinhaltet folglich eine Dopplung des Wortes System.

Grenzgänger

Die DIN-Norm befindet sich auf der Grenze: Die Abkürzung DIN steht für Deutsches Institut für Normung und ausgeschrieben würde es folglich Deutsches-Institut-für-Normungs-Norm heißen, wobei man sich höchstens die Zunge brechen würde. Die zwar wüsste wahrscheinlich auch jeder Bescheid, wenn man den Zusatz “Norm” weglassen würde und einfach nur von einer DIN sprechen würde, die DIN-Norm ist aber dennoch geläufiger und gesellschaftlich akzeptiert.

Regeln für Pleonasmen

Zwar gibt es keine Norm, die Pleonasmen verbietet und vereinzelt können sie auch als rhetorisches Stilmittel eingesetzt werden, in wissenschaftlichen Arbeiten, universitären und Business Kontexten gilt der Pleonasmen dennoch als schlechter Stil und sollte vermieden werden.

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