Beispieltext Vortrag Kirchengeschichte

"Sustinuimus pacem et non venit.Quaesivimus bona et ecce turbatio.

Wir haben den Frieden erwartet, und siehe, er zeigte sich nicht. Wir hatten das Heil ersehnt, und siehe, es kam die Verwirrung[1]. (Jeremias, Kapitel 14, Vers 19)

Diese klagenden Worte, die uns in einem Schreiben der Augsburger Domherren – es dürfte wohl in das Spätjahr 1099 gehören - überliefert sind, waren an ihren neuen Bischof Hermann (1096-1133) gerichtet[2].

Neben den eingangs zitierten Sätzen, wird Hermann, der eben die verschiedenen Stufen der Inbesitznahme des Bischofsstuhles zu durchlaufen im Begriff war, vom Domkapitel - zumindest durch diejenigen seiner Mitglieder, die eindeutig auf päpstlicher Seite standen -, ermahnt bzw. aufgefordert, sich dem Apostolischen Stuhl zu unterwerfen und den Frieden mit Rom zu suchen.

Erstellt von mcDozent vor 11 Jahren
  • 1. Bischof Siegfried von Augsburg starb am 4. Dezember des Jahres 1096[3]. In dieser Situation reagierte Heinrich IV. schnell. Der Kaiser, der sich wohl im selben Jahr mit den Welfen geeinigt hatte[4], und somit seine Stellung wahren konnte, investierte um die Jahreswende 1096/97 in Verona Hermann, einen Bruder des Markgrafen Udalrich von Cham-Vohburg sowie des Grafen Ratpoto V., als Nachfolger Siegfrieds auf dem Augsburger Bischofsstuhl[5].
  • 2. Bischof Siegfried von Augsburg starb am 4. Dezember des Jahres 1096[3]. In dieser Situation reagierte Heinrich IV. schnell. Der Kaiser, der sich wohl im selben Jahr mit den Welfen geeinigt hatte[4], und somit seine Stellung wahren konnte, investierte um die Jahreswende 1096/97 in Verona Hermann, einen Bruder des Markgrafen Udalrich von Cham-Vohburg sowie des Grafen Ratpoto V., als Nachfolger Siegfrieds auf dem Augsburger Bischofsstuhl[5].

Doch welche Beweggründe standen hinter diesem Schreiben?

Bischof Siegfried von Augsburg starb am 4. Dezember des Jahres 1096[3]. In dieser Situation reagierte Heinrich IV. schnell. Der Kaiser, der sich wohl im selben Jahr mit den Welfen geeinigt hatte[4], und somit seine Stellung wahren konnte, investierte um die Jahreswende 1096/97 in Verona Hermann, einen Bruder des Markgrafen Udalrich von Cham-Vohburg sowie des Grafen Ratpoto V., als Nachfolger Siegfrieds auf dem Augsburger Bischofsstuhl[5].



[1]Sustinuimus pacem et non venit. Quaesivimus bona et ecce turbatio.

[2] Wohl 1099. Der Brief ist nicht datiert. Die zeitliche Festlegung schwankt darum erheblich.  Regesta episcopatus Constantiensis 591 setzen ihn gegen Ende 1099 an. Zoepfl möchte diesem Ansatz recht geben. Bischof Hermann muss, als dieser Brief ihn erreichte, am Anfang seiner bischöflichen Tätigkeit gestanden sein. „Haec tractando tuum noveris officium usw“ (Gebele 108) nimmt sich wie eine Ermahnung an einen neu sein Amt Antretenden aus. Der Satz „En fundamentum firmasti, perfice murum“ (Gebele 112) spricht ebenfalls dafür, dass Hermann am Anfang seiner Tätigkeit steht. Das vorausgehende Schisma ist noch in lebhaftester Erinnerung (vgl. Gebele 108: „Postquam egregiuis doctor obdorivit usw.“). Aber auch die Enttäuschung über die Art, wie Hermann auf den bischöflichen Thron gelangt ist, ist noch frisch und lebendig (vgl. Gebele 109: „Quid plura? Fatemur usw.“). Die Bedrängnisse, denen die Domherrn von seiten des Bischofs ausgesetzt sind (vgl. Gebele 109: „Etenim non dolose gementes … fraterna invectione distrahimur“), fallen in die ersten Jahre der bischöflichen Tätigkeit und führten zur Auflösung des gemeinschaftlichen Lebens.

[3] Ebd., Nr. 365.

[4] Laudage: Höchstwahrscheinlich wurde dieser Kompromiss unter Vermittlung Azzos Anfang 1096 in Verona angebahnt

[5] Ebd., Nr. 366 mit Nachträgen, S. 356f. Neben der in Anm. 5##Investiturstreit) genannten Literatur ist zu Bischof Hermann noch hinzuzufügen: Wilhelm Volkert, Hermann, Bischof von Augsburg (um 1060-reg. 1096-1133), in: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben, Bd. 6, München 1958, S. 1-25; Wolfgang Peters, die Gründung des Prämonstratenserstifts Ursberg. Zur Klosterpolitik der Augsburger Bischöfe im beginnenden 12. Jahrhundert, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 43 (1980), S. 575-587; Norbert Hörberg, Libri Sanctae Afrae. St- Ulrich und Afra zu Augsburg im 11. und 12. Jahrhundert nach Zeugnissen der Klosterbibliothek (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 74=Studien zur Germania Sacra 15), Göttingen 1983, vor allem S. 232-236; Klaus Zechiel-Eckes, Neue Aspekte zur Geschichte Bischof Hermanns von Augsburg (1096-1133). Die Collectio Augustana, eine Rechtssammlung aus der Spätzeit des Investiturstreits, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 57 (1994), S. 21-43; Sascha Käuper, Verdun, Konstanz und Augsburg. Äbte und Bischöfe im sogenannten Investiturstreit, in: Jarnut/Wemhoff, Umruch, S. 305-311; Paulus, Pfalzgrafenamt, S. 248

"Sustinuimus pacem et non venit.Quaesivimus bona et ecce turbatio.

Wir haben den Frieden erwartet, und siehe, er zeigte sich nicht. Wir hatten das Heil ersehnt, und siehe, es kam die Verwirrung[1]. (Jeremias, Kapitel 14, Vers 19)

Diese klagenden Worte, die uns in einem Schreiben der Augsburger Domherren – es dürfte wohl in das Spätjahr 1099 gehören - überliefert sind, waren an ihren neuen Bischof Hermann (1096-1133) gerichtet[2].

Neben den eingangs zitierten Sätzen, wird Hermann, der eben die verschiedenen Stufen der Inbesitznahme des Bischofsstuhles zu durchlaufen im Begriff war, vom Domkapitel - zumindest durch diejenigen seiner Mitglieder, die eindeutig auf päpstlicher Seite standen -, ermahnt bzw. aufgefordert, sich dem Apostolischen Stuhl zu unterwerfen und den Frieden mit Rom zu suchen.


Doch welche Beweggründe standen hinter diesem Schreiben?

Bischof Siegfried von Augsburg starb am 4. Dezember des Jahres 1096[3]. In dieser Situation reagierte Heinrich IV. schnell. Der Kaiser, der sich wohl im selben Jahr mit den Welfen geeinigt hatte[4], und somit seine Stellung wahren konnte, investierte um die Jahreswende 1096/97 in Verona Hermann, einen Bruder des Markgrafen Udalrich von Cham-Vohburg sowie des Grafen Ratpoto V., als Nachfolger Siegfrieds auf dem Augsburger Bischofsstuhl[5].



[1]Sustinuimus pacem et non venit. Quaesivimus bona et ecce turbatio.

[2] Wohl 1099. Der Brief ist nicht datiert. Die zeitliche Festlegung schwankt darum erheblich.  Regesta episcopatus Constantiensis 591 setzen ihn gegen Ende 1099 an. Zoepfl möchte diesem Ansatz recht geben. Bischof Hermann muss, als dieser Brief ihn erreichte, am Anfang seiner bischöflichen Tätigkeit gestanden sein. „Haec tractando tuum noveris officium usw“ (Gebele 108) nimmt sich wie eine Ermahnung an einen neu sein Amt Antretenden aus. Der Satz „En fundamentum firmasti, perfice murum“ (Gebele 112) spricht ebenfalls dafür, dass Hermann am Anfang seiner Tätigkeit steht. Das vorausgehende Schisma ist noch in lebhaftester Erinnerung (vgl. Gebele 108: „Postquam egregiuis doctor obdorivit usw.“). Aber auch die Enttäuschung über die Art, wie Hermann auf den bischöflichen Thron gelangt ist, ist noch frisch und lebendig (vgl. Gebele 109: „Quid plura? Fatemur usw.“). Die Bedrängnisse, denen die Domherrn von seiten des Bischofs ausgesetzt sind (vgl. Gebele 109: „Etenim non dolose gementes … fraterna invectione distrahimur“), fallen in die ersten Jahre der bischöflichen Tätigkeit und führten zur Auflösung des gemeinschaftlichen Lebens.

[3] Ebd., Nr. 365.

[4] Laudage: Höchstwahrscheinlich wurde dieser Kompromiss unter Vermittlung Azzos Anfang 1096 in Verona angebahnt

[5] Ebd., Nr. 366 mit Nachträgen, S. 356f. Neben der in Anm. 5##Investiturstreit) genannten Literatur ist zu Bischof Hermann noch hinzuzufügen: Wilhelm Volkert, Hermann, Bischof von Augsburg (um 1060-reg. 1096-1133), in: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben, Bd. 6, München 1958, S. 1-25; Wolfgang Peters, die Gründung des Prämonstratenserstifts Ursberg. Zur Klosterpolitik der Augsburger Bischöfe im beginnenden 12. Jahrhundert, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 43 (1980), S. 575-587; Norbert Hörberg, Libri Sanctae Afrae. St- Ulrich und Afra zu Augsburg im 11. und 12. Jahrhundert nach Zeugnissen der Klosterbibliothek (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 74=Studien zur Germania Sacra 15), Göttingen 1983, vor allem S. 232-236; Klaus Zechiel-Eckes, Neue Aspekte zur Geschichte Bischof Hermanns von Augsburg (1096-1133). Die Collectio Augustana, eine Rechtssammlung aus der Spätzeit des Investiturstreits, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 57 (1994), S. 21-43; Sascha Käuper, Verdun, Konstanz und Augsburg. Äbte und Bischöfe im sogenannten Investiturstreit, in: Jarnut/Wemhoff, Umruch, S. 305-311; Paulus, Pfalzgrafenamt, S. 248

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