Qualität der Anthologie "Die Grossen Meister – Deutsche Erzähler des 20. Jahrhunderts"

Zu den enthaltenen Primärtexten gibt es keine editorische Notiz oder sonstige Informationen zur Erschließung der einzelnen Schriftstücke. Der Textkorpus wirkt nicht sonderlich gut strukturiert, da die einzelnen Beiträge sukzedan gereiht sind, ohne einen zyklischen beziehungsweise formalen Aufbau erkennen zu lassen.

Erstellt von Juberlate vor 9 Jahren

Dieses Faktum vermittelt dem Leser den adäquaten Eindruck, nämlich dass es sich bei vorliegender Anthologie um eine reine Unterhaltungslektüre handelt.

Die Seitenanzahl pro Autor und Werk ist ungleichmäßig verteilt. Dieser anthologistische Schönheitsfehler verstärkt ebenfalls nur den Eindruck, dass es sich in diesem Fall um keine wissenschaftlich etablierte Anthologie handelt, sondern nur dem Anspruch genügen will, seinem Leser in freizeitlichen Mußestunden als Amüsement zu dienen. Auch das Erscheinen im Bertelsmann-Verlag, genauer im Bertelsmann-Lesering, ist bezeichnend für die Qualität der Anthologie.

Die Bertelsmann-AG, deren Buchvertrieb heute unter dem Namen Verlagsgruppe Random House agiert und 45 Verlage umfasst6, bezeichnet sich selbst in ihrer Firmenphilosophie als kapitalmarkt – und wertsteigerungsorientiertes Unternehmen.7 Niedrige Herstellungskosten und Lizenzgebühren, Direktvertrieb, Populärliteratur, Massenproduktion und aggressive Kundenwerbung sind Stichworte, mit denen sich der ehemalige Bertelsmann-Lesering und auch der heutige Buchclub umschreiben lässt.8 Die „leichte Kost“ und reinen „Unterhaltungswert“ der Anthologie wiedergebend meinte einst Otto Oelze „dass mehr als 80 % der gewonnen Mitglieder vorher zu den Menschen gehörten, die mehr oder weniger > ohne Buch < lebten“.9

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