[Redaktioneller Beitrag] Nette Nachbarn: Leipzig hat Grund zum Lachen

Erstellt von anne_hi vor 6 Jahren

 Lebensfreude und Glück verbreiten ohne Gegenleistung: Die Initiative „Leipzig lacht“ will Leipzig zur fröhlichsten Stadt Deutschlands machen.Wenn Carina Weimann und ihre Glücksboten von der Initiative „Leipzig lacht“ in der Messestadt unterwegs sind, reagieren viele Passanten zunächst skeptisch. „Die meisten denken im ersten Moment, dass wir Geld oder Unterschriften sammeln oder eine Marketingaktion veranstalten“, erklärt die 28-Jährige. Dabei will sie einfach nur Menschen zum Lächeln bringen, Glück verbreiten und bewusst die Lebensfreude erhöhen, weil das im Alltag oft untergeht. Das erklärte Ziel der lachenden Leipziger ist es, ihre Stadt zur fröhlichsten Deutschlands zu machen. Um das zu erreichen, veranstalten sie kleine Aktionen, die sie Happynings nennen. Dabei verstecken sie beispielsweise Ostereier für wildfremde Menschen, begleiten Passanten an einer roten Ampel mit La-Ola-Welle, begrüßen und verabschieden Reisende am Hauptbahnhof mit Taschentüchern oder musizieren gemeinsam auf dem Rathausplatz.„Was wir machen, passt in keine Schublade“„Gibt man den Menschen zwei, drei Sekunden Zeit, um zu realisieren, dass wir ohne Hintergedanken Glück verbreiten wollen, reagieren 99 Prozent total positiv und freuen sich“, sagt Carina Weimann. Die anfängliche Skepsis verfliege bei den meisten schnell, jedoch merke man, dass Passanten einen Moment brauchen, um die Situation einordnen zu können: „Für das, was wir machen, gibt es keine Schublade. Das ist keiner gewohnt, dass Leute spontan etwas Gutes tun, ohne eine Gegenleistung zu wollen.“Wiederholungstäter und neue GesichterAn den Happynings kann jeder teilnehmen, es gibt keinen festen Mitarbeiterkreis. „Wir sind ein buntgemischter Haufen mit Wiederholungstätern und immer wieder neuen Gesichtern“, erzählt die Gründerin. „Die Leute entscheiden selbst, welche Aktionen zu ihnen passen und worauf sie Lust haben, denn Lebensfreude und Glück kann man nicht erzwingen. Heute 15 Uhr hast du glücklich zu sein – das funktioniert nicht.“Die Motivation der Teilnehmer ist dabei ganz unterschiedlich: „Manche haben einfach Lust mehr zu lachen, einige möchten an ihrem eigenen Glück arbeiten oder anderen eine Freude machen.“ Über anstehende Happynings informiert die Initiative unter anderem auf ihrer Facebookseite. Wiedererkennungswert selbstgemachtOptisch kommt „Leipzig lacht“ im luftigen Hellblau daher. Aus Kostengründen gestaltet Carina Weimann alle Grafiken und Aktionsmaterialien selbst. „Ich gebe beruflich Workshops, halte Reden und moderiere. Da ich eine furchtbare Schrift habe, war es mir immer unangenehm, auf Flipcharts zu schreiben“, sagt Weimann. Also belegte sie einen Kurs, der versprach, dass jeder, der nicht malen kann, das danach beherrscht. „Ich dachte, dass das sehr hochgegriffen ist, aber tatsächlich ist es eine Technik- und Übungsfrage.“ Davon profitiert nun „Leipzig lacht“.Eine Stadt lässt sich mitreißenCarina Weimann wohnt seit zweieinhalb Jahren in Leipzig und genießt die gemeinschaftliche Atmosphäre der Stadt. Genau die mache Leipzig zum besten Ort für ihre Glücksmission: „Ich glaube, dass unser Vorhaben eine echte Herausforderung ist, aber ich traue es den Menschen hier einfach zu, dass sie sich zum Mitmachen animieren lassen.“ Hätte sie die Initiative auch gestartet, wenn sie in einer anderen Stadt leben würde? „Das ist zwar Spekulation, aber vermutlich nicht. Das liegt daran, dass ich Leipzig so toll finde und als offen wahrnehme.“Wie begeisterungsfähig die Bürger sind, zeigen die Leipzig lacht-Aktionen: „Es ist schon vorgekommen, dass Leute spontan vor Ort mitgemacht haben, dass sie sich zum Beispiel dazugestellt und ein Plakat gehalten haben. Oder Freunde, die sich das nur mal angucken wollten, standen am Ende selbst da und haben mitgemacht. Erst sind viele skeptisch und befürchten, dass das ein bisschen peinlich ist, aber am Ende merken sie, dass das total viel Spaß macht und lassen sich mitreißen.“

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