Auszug aus: Farbpsychologische Aspekte der Umwelt und des Alltags

Erstellt von tascha vor 5 Jahren
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[...3.2.2 Farbprofile am ArbeitsplatzBei der psychologischen Farbgestaltung am Arbeitsplatz geht es um polare Wirkungen, diese Pole können beispielsweise Erregung und Beruhigung, Spannung und Lösung oder Lust und Unlust sein. Die einseitige farbliche Gestaltung eines Raumes spricht jeweils nur einen Pol an. Ein Raum der einheitlich in Weiß oder Grau gehalten wird und verlangt, dass der Angestellte während seines Aufenthalts auf der Arbeit konstant gegen die von der Farbgebung provozierte Monotonie und Langeweile ankämpfen muss. In diesem Sinne langweilige Farben sind auch solche, "die ihnen zugrundeliegende Pole vereinen"1. Grün beispielsweise setzt sich zusammen aus den Polen Gelb und Blau und Purpurviolett setzt sich aus den Polen Rot und Blau zusammen. Diese Farben haben den geringsten Grad an Dynamik. Orangerot und Blau über Rot und Grünblau gelten hingegen als dynamische Pole. Frieling spricht sich bei der dynamischen Farbgebung dafür aus, "nicht gleichgroße Flächen in komplementären Farben an[zu]bieten, sondern [man] sollte auf die Spannung hinführen, Stufen einlegen, Steigerungen und Minderungen ermöglichen"2. Dies sollte in Übereinstimmung mit der Architektur erfolgen und er hat dafür Schemata oder Sequenzen erarbeitet, die Stimmungen und damit auch Deutungen und Aufforderungen erzielen lassen. Diese harmonischen Farbreihen spielen bei Raumwechseln eine Rolle, aber auch bei durch die Arbeit häufig verursachten Blickwechseln. Bei der Sequenz der Steigerung nimmt der Sättigungsgrad schrittweise bis zur vollsten Sättigung und anschließend bis Schwarz zu. Folgende Farbreihe wäre eine Möglichkeit: Weiß, Gelblichweiß, Gelb, Orangegelb, Orange, Orangerot, Rot, Tiefrot, Dunkelrot, Schwarz. Das Prinzip der Steigerung bietet sich für langgestreckte Räume an und bewirkt eine zunehmende Spannung und Steigerung des Erlebnisses, ehe es wieder zu einer Verlangsamung kommt. Bei der Entspannung/ Entleerung wird die Steigerungsfolge in umgekehrter Richtung verwendet, d.h. diese beginnt bei Schwarz und endet bei Weiß. Diese umgekehrte Steigerungsfolge  bewirkt eine Lösung der Spannung, eine Erleichterung, sowie zunehmende Heiterkeit und Öffnung. Bei der Vertiefung wird ausgehend von Grün oder Purpur verdichtet und verdunkelt, also beispielsweise Grün- Blau- Dunkelblau- Schwarz oder Purpurrosa- Rotviolett- Tiefviolett- Schwarz3.Räume können verschiedene Verhaltensweisen bewirken, wie zuvor genannt, gibt es den Aktivitätsraum, den Spannungs- und Entspannungsraum und den Totalraum. Bei der Farbgestaltung am Arbeitsplatz geht es nicht rein um die Gestaltung von Wand- und Deckenflächen, sondern auch um die der Maschinen und Einrichtungsgegenstände. Je nachdem, wo welche Farbe als Gestaltungselement verwendet wird, ist die Wirkung anders. Es ist relevant, ob eine Farbe auf einer Wand, auf der Decke oder den Bodenflächen verwendet wird. Rot beispielsweise wirkt von oben beunruhigen und schwer, von der Seite aggressiv, von unten bewusst machend und als Akzent handlungsauslösend. Ein helles Blau wirkt im Deckenbereich himmelartig, im Wandbereich kühlend und im Bodenbereich zum Gleiten anregend. Als Akzent eignet sich Blau nur gesättigt und weist dann auf rationale Entscheidungen hin4.Die Arbeitswelt stellt diverse Berufe und je nachdem, wo gearbeitet wird, sind eben die Arbeitsstätten verschieden und müssen verschiedene Anforderungen erfüllen. Zugleich sind von einer farblichen Gestaltung am Arbeitsplatz zumeist viele verschiedene Individuen auf einmal betroffen, deren "Organismen" die Farbgestaltung gerecht werden muss. Welche Farbgestaltung an welchem Arbeitsplatz gelingt hängt davon ab, ob die Vorstellung und die Assoziationen oder die Vorerfahrungen der Angestellten oder auch Kunden mit dem tatsächlich gestalteten Objekt übereinstimmen. Polaritätenprofile helfen dabei, das richtige Farbkonzept zu finden. Je nach Arbeitsplatz gelten verschiedene Assoziationen. Ein Lebensmittelbetrieb wird mit Sauberkeit assoziiert. Bei der Farbgestaltung muss dann ermittelt werden, was zur Assoziation Sauberkeit gehört, also beispielsweise Frische, Geruchsfreiheit und keine zu große Wärmeabstrahlung. Anhand dieser Aspekten werden die passenden Farben und die passende Beleuchtung erstellt. Aufgabe des Farbgestalters ist es, diese Assoziationen zu visualisieren5.3.3 Farbgebung in Handel und Werbung„Wer die richtige Farbe als Werbemittel und als Ausdruck echter Sinnbeziehung verwendet, wird auch sehr bald einen finanziellen Gewinn aus dieser kleinen Liebe zur Farbe ziehen.“                                            -Dr. Heinrich FrielingDer Handel ist ein hart umkämpfter Markt. Damit ein Unternehmen sich von seiner Konkurrenz absetzen kann und langfristig auf diesem Markt überleben kann, muss eine gewisse Bekanntheit erreicht werden. Dies geschieht durch Werbung jeglicher Art. Werbung hat die Aufgabe, Aufmerksamkeit zu fördern, Interesse zu erwecken, dieses in ein Bedürfnis zu verwandeln und anschließend zum Kauf der beworbenen Marke anregen. Farben haben auf diesen Prozess eine verstärkende Auswirkung. Eine Farbe allein würde nicht zum Kauf anregen, jedoch ist es die Kombination aus rationalen und emotionalen Appellen, die in einer Kaufhandlung resultieren. Der rationale Appell wird durch das Argument etwas zu kaufen hervorgerufen, während der emotionale Appell "durch das Symbol und die Wesenswerte der Farben" entsteht.Kontraste spielen eine große Rolle dabei, wenn es darum geht, die Aufmerksamkeit der potenziellen Kunden zu erwecken. Außerdem fallen satte Farben eher auf und erwecken Aufmerksamkeit, wobei dabei noch rot, orange und gelb am besten geeignet sind. Die warmen Farben fungieren als Blickfang. Bei den Kontrasten ist die Kombination schwarz-orange jene, die die meiste Aufmerksamkeit erregt. Durch welche Farbgebung jedoch das angestrebte Interesse geweckt wird, hängt auch von der Branche ab. Dies hängt wieder mit den Assoziationen, Vorstellungen und Vorerfahrungen der Zielgruppe zusammen. Verschiedene Farbtöne sprechen mehrere Branchen gleichzeitig an, so wie beispielsweise Braun mit Kaffee, Tabak oder Schokolade assoziiert wird, bietet sich Grün für Haushalt, Gemüse und Verdauungspräparate an. Aus diesem Interesse, das geweckt wird, soll sich ein Wunsch entwickeln, der durch Farben realisiert immer nur mit der Wirkung des Motivs zusammen entstehen kann. Die Farben unterstreichen das Motiv, stellen eine psychologische Übersetzung dessen dar. Bezüglich der bildlichen Darstellung kann zwischen naturalistischer, surrealistischer und freifarbiger Darstellung gewählt werde, wobei die Akzeptanz dessen abermals von der Branche abhängt. Ferne werden verschiedene Farbappelle unterschieden, einer der relevantesten ist der  appetizing-appeal.  Zumeist naturalistisch dargestellt soll das Objekt den Appetit anregen und ein Bedürfnis erwecken, das letztendlich in einer Kaufhandlung resultiert. Dabei muss auf eine appetitliche Farb- und Formgestaltung geachtet werden. Als unappetitlich gelten unangemessene oder zu freie Farben, da sie den natürlichen widersprechen oder diese untertreiben. Vielmehr müssen die ohnehin schon appetitlichen, natürlich Farben zusätzlich noch geschönt werden, um eine optimale Wirkung zu erzielen und das Verlangen zu erhöhen. Diese Schönung gelingt durch eine höhere Farbsättigung und einer Verschiebung des Farbtons in Richtung der Urvorstellung. So wird eine Zitrone beispielsweise grüngelblicher dargestellt, als sie ist oder Honig wird goldener abgebildet als der Naturton dessen.3.3.1 Farbgebung bei MarkenlogosEin Markenlogo ist das Aushängeschild eines Unternehmens. Bei seiner Gestaltung kann man auf Ausgefallenheit und Seltenheitswert setzen, um Aufmerksamkeit zu erregen oder aur reine Aufmerksamkeitswerte. Bei Markenlogos geht es jedoch nicht darum, dass sich für einen kurzen Moment den Blick auf sich ziehen, sondern vielmehr um eine Stetigkeit einer einfachen, aber doch bezüglich seiner Farbgebung überzeugenden Gestalt. Die verwendeten Farben müssen also eine Konstanz aufweisen, indem sie fest im Gedächtnis  mit gewissen Assoziationen verankert sind. Bei der Konstanz von Farben ist jedoch zu beachten, dass diese nur eine mittlere Konstanz aufweisen, da sie je nach Umgebung und Beleuchtung immer verschieden gesehen werden. Zu beachten ist, dass das Farbgedächtnis mit dem Formgedächtnis in einem engen Zusammenhang steht. Dass die Form maßgeblichen Einfluss auf die Farbe hat, zeigt eine Versuch, bei dem jeweils ein Blatt und ein Esel aus  Filz geschnitten unter eine Lichtquelle gelegt wurden. Das grüne Blatt wurde mit komplementärem Licht beleuchtet, so dass es genauso wie der Esel nur dunkelgrau zu sehen war. Für die Versuchspersonen wirkte das Blatt grünlicher als der Esel, das damit zusammenhängt, dass das Blatt im Gedächtnis mit der grünen Farbe assoziiert wird und diese typische Gedächtnisfarbe somit die Wahrnehmung beeinflusst.Bei der Auswahl der Farbgebung des Markenlogos ist das Ziel, dass eine Stetigkeit erreicht wird. Die Farbe kann nicht der reinen Aufmerksamkeitserregung dienen, sondern eine Konstanz hervorrufen und produktgemäß sein. Ein weiterer Aspekt ist die Lesbarkeit , die sowohl für Markenlogos, als auch für Plakate gilt. Der Kontrast, der die Lesbarkeit gewährleiste ist der Schwarz-Weiß Kontrast. Bei der Verwendung von bunten Farben spielen neben dem Helligkeitskontrast noch der Komplementär-, Wärme-, Sättigungs- und Bunt- Unbuntkontrast eine Rolle, wobei gilt, dass sich Farbe auf Farbe immer schwieriger erkennen lässt als eine farbige Grafik oder Schrift auf weißem oder schwarzen Grund [...]

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