'Zum Problem der Einfühlung' von Edith Stein aus christlicher Perspektive - Einleitung

Erstellt von Nina Kelli vor 4 Jahren
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1. Einleitung: 

Beschäftigt man sich mit der Frage, wie und wann das alltägliche Verhältnis zu den Mitmenschen zu einem respektvollen und achtsamen, oder philosophisch ausgedrückt, zu einem moralisch vertretbaren Miteinander unter dem Aspekt des Guten werden kann, so trifft man mit großer Wahrscheinlichkeit auf das Stichwort des Sich-Hineinversetzens in die Lage anderer Personen und auf die Rolle der Einfühlsamkeit. Die Einfühlsamkeit ist beispielsweise bei psychologischen Therapien von wichtiger Bedeutung, um als Therapeut das Vertrauen des Erkrankten zu gewinnen, aber auch um als Außenstehender genauere Einsicht in die Denkprozesse des Gegenüber zu erlangen1 und ihn seiner seelischen Verfassung entsprechend zu behandeln. Aber auch in alltäglicheren Situationen wie einem Gespräch unter Angehörigen, Freunden oder Bekannten ist ein auf Gegenseitigkeit beruhender einfühlsamer Umgang ebenfalls notwendig, damit sich beide Gesprächspartner in ihren Standpunkten akzeptiert oder zumindest anerkannt, bestenfalls sogar verstanden fühlen. Allerdings ist der Themenbereich des Sich-Hineinfühlens nicht nur in unserer heutigen Zeit anzutreffen, sondern war auch in vergangenen Jahrzehnten Gegenstand psychologischer und auch philosophischer Untersuchungen. 

In ihrer Promotion Zum Problem der Einfühlung untersucht die Philosophin Edith Stein2, was der menschlichen Fähigkeit, Gefühlsregungen bei anderen Individuen zu erkennen, diese einzuordnen und sich in den Gegenüber hineinzuversetzen, konkret zugrunde liegt. In diesem Zusammenhang befasst sie sich auch mit der Bedeutung des Geistes im Hinblick auf diese menschliche Fähigkeit. Diesen gesamten Vorgang bezeichnet sie in ihrem Werk zwar nicht als Einfühlsamkeit, aber sie verwendet einen sehr ähnlichen Begriff, nämlich den der Einfühlung. Edith Stein analysiert ihre Fragestellung unter dem Gesichtspunkt der Phänomenologie sowie unter psychologischen Aspekten. Der Begriff der Einfühlung lässt sich aber nicht nur in der Philosophie oder der Psychologie, sondern in anderer Form auch auf dem Gebiet der Theologie wiederfinden und gilt auch dort als essentieller Bestandteil einer von Respekt bestimmten Zwischenmenschlichkeit.

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