Auszug aus "Konzeptionen des BRU nach 1945"

Erstellt von SebastianST vor 10 Jahren
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4.2. Exkurs: Michael Meyer-Blancks semiotischer Blick auf die Symboldidaktik

Michael Meyer-Blanck setzt sich aus evangelisch-semiotischer Perspektive kritisch mit der Symboldidaktik auseinander, deren Hauptvertretern Hubertus Halbfas und Peter Biehl er eine „Tendenz zur Ontologisierung“ und damit einen (zu) konkreten Symbolbegriff anlastet. Stattdessen schlägt er ein „relationale[s] Symbolverständnis“ vor, das „in usu“ von Zeichen und Symbol deutlich wird, also im Kommunikationsprozess zwischen Zeichen/Symbol und Rezipient. Ein solches Symbolverständnis kann zwischen verschiedenen Rezeptionsprozessen unterscheiden, wonach die Wahrnehmung „als religiöse[s] Zeichen“ in bestimmten Situationen erfolgt, oder auch nicht.

Vor dem Hintergrund der Eco‘schen Semiotik rückt die Kommunikation ins Zentrum der Betrachtung. Fragen der Bedeutung oder Wahrheit, die ein ontologisches Symbolverständnis impliziert, sind einem semiotischen Zugang vor- oder nachgelagert. Das (ontologische) Verständnis der „Teilhabemetapher“, das dem Symbol Teil am Symbolisierten zuspricht, beschränkt sich weitgehend auf die Sphäre von Wahrheit oder Bedeutung und rückt damit in den Bereich einer Symbolhermeneutik, deren Inhaltserschließung Aufgabe des Unterrichts wäre. Vor dem Hintergrund katholischer und evangelischer Theologie manifestiert sich dies z.B. im Verständnis des Abendmahls: Die katholische Transsubstantiation oder Luthers „est“ erfüllen die Kriterien einer symbolhermeneutischen Konzeption, indem Brot und Wein als „nichtwillkürliches Band“ (Biehl) auf Leib und Blut Christi verweisen; das Verständnis von Symbolen rückt damit in den Gegensatz zu einem ontologischen Verständnis der Abendmahlselemente, damit ist im Sinne Meyer-Blancks eine ontologische Festlegung der Abendmahlselemente eingedenk ihres Verweischarakters gewährt, in dem die Offenheit des Rezeptionsprozesses betont wird.

Um diesem zuvorzukommen, schlägt Meyer-Blanck vor, die „Phänomene der Kommunikation“ zu beleuchten, die sich zwischen Zeichen und Rezipient vollziehen, um — am Beispiel des Abendmahls — „konfessorisches Streiten und Reden“ im Unterricht zu realisieren. In der undogmatischen Gegebenheit der Kommunikation und in der eigenständigen Erarbeitung dieser durch die Schülerinnen und Schüler ergeben sich „Symbolisierungsprozesse“, die ein „theologisch wirklich[es] […] Sprechen“ zulassen.

Weidingers Symboldidaktik rückt damit in den Kontext symbolhermeneutischer Zugänge, denen im Vergleich mit worthermeneutischem Unterricht nur eine Verschiebung der materialen Grundlage eignet.

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