Bewaffneter Konflikt und soziale Bewegungen in Kolumbien

Einleitung

In Kolumbien besteht einer der ältesten bewaffneten Konflikte des amerikanischen Kontinents. Verschiedene soziale Bewegungen waren und sind Teil des Konflikts, in dem eine große Anzahl unterschiedlicher Akteure involviert sind.

Erstellt von yodal vor 8 Jahren
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Aktive Teilnehmer sind neben der kolumbianischen Regierung verschiedene paramilitärische Gruppen, die sich bis 2006 unter dem Dachverband der AUC zusammenfassten. Ihnen entgegen stehen verschiedene Guerillagruppen, vor allem die FARC und ELN, die in den 1960er Jahren entstanden. Vergleichweise friedliche Akteure sind unterschiedliche Organisationen und Dachverbände, die aus verschiedenen sozialen Bewegungen stammen. Hierzu gehören der „Congreso de los Pueblos“ (Kongress der Dörfer), die ONIC „Organización Nacional Indígena en Colombia“ (Nationale Organisation der Indigenen Kolumbiens) und die COMOSOC „Coalición de Movimientos y Organizaciones Sociales de Colombia“ (Koalition sozialer Bewegungen und Organisationen) und viele weitere. Eine aktive Rolle spielt auch die Regierung der USA, welche die kolumbianische Regierung seit mehreren Jahrzehnten militärisch unterstützt, um den Kokainanbau und -handel einzudämmen. Durch die lange Dauer des Konflikts und die große Anzahl der Akteure handelt es sich hierbei um eine extrem verstrickte Situation. Ursprüngliche Ziele der Gruppen sind inzwischen meist verschwommen und die Gruppen bekämpfen sich auch untereinander, da sie sich zum größten Teil durch den Drogenhandel finanzieren und somit alle in Konkurrenz zueinander stehen. Hoffnung in dieser äußert komplexen Situation entsteht durch die seit 2012 auf Kuba laufenden Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC.

Geschichte

Um ein Verständnis für die Ursprünge und die Komplexität dieses lang andauernden Konflikt zu schaffen, ist es notwendig, geschichtliche Geschehnisse in die Analyse mit einzubeziehen. Gewalt in der Region entstand bereits zu Zeiten des Kolonialismus, als Menschen sich durch Aufstände und Unabhängigkeitskriege von der Herrschaft Spanien zu befreien versuchten. Nach dem Kolonialismus entstand Großkolumbien, dass die Staaten Kolumbien, Ecuador, Venezuela, Panama und Teile Perus und Guyanas umfasste. 1830 zerfiel das große Land durch nationalistische Bewegungen, Panama und Kolumbien bildeten dann den Staat Neugranada. Durch den Bürgerkrieg zwischen den Konservativen und den Liberalen im Land entstand 1886 die heutige „Republik Kolumbiens“, die zweite Demokratie Amerikas nach der USA. Sie gründet sich auf die Verfassung der Konservativen, welche die Großgrundbesitzer repräsentierten und einen starken Zentralstaat verlangten. Die Liberalen dagegen entsprangen dem Bürgertum und verlangten einen Bundesstaat. Der Konflikt dieser beiden Parteien wurde nie vollständig beigelegt und stellt auch den Hauptursprung für den heutigen Konflikt dar. Bis 1991 bestand ein Zweiparteiensystem und selbst heute ist die dominante Präsenz der zwei Parteien in der politischen Welt Kolumbiens zu spüren.

Kolumbiens Wirtschaft basierte zu dieser Zeit auf Kaffeeexport. Durch sinkende Kaffeepreise geriet das Land in eine Wirtschaftskrise. Im Jahr 1899 mündete der Konflikt zwischen Liberalen und Konservativen in den „Krieg der tausend Tage“, der bis 1902 anhielt. Großgrundbesitzer vertrieben gewaltsam Kleinbauern, um sich deren Land anzueignen.

Da das Land zu diesem Zeitpunkt stark geschwächt war, sahen die USA sahen unter Roosevelt nun die Chance, geostrategische Ziele durchzusetzen, verhalfen Panama zur Unabhängigkeit und konstruierten den Panamakanal.

Zur Zeit des anschließenden „Kaffeebooms“ wuchs die Wirtschaft Kolumbiens zwar enorm, mit ihr jedoch auch die sozialen Spannungen zwischen der Oligarchie und der ländlichen Bevölkerung. 1930 kam eine liberale Regierung an die Macht und veranlasste eine Bodenreform. Die Spannungen führten 1946 jedoch zu einem Bürgerkrieg in ländlichen Gebieten. Zwei Jahre später breitete sich dieser durch die Ermordung des linken Präsidentschaftskandidaten auch auf die Städte aus und hielt bis 1963 an. Die extremste Phase von 1948 bis 1953 wird „La Violencia“ (Die Gewalt) genannt und gilt offiziell als Beginn des bis heute andauernden Konflikts. Relativ friedliche Zustände konnten einkehren, indem die Konservativen und Liberalen die „Nationale Front“ gründeten. Ein Abkommen, das von 1958 bis 1974 bestand und nach dem sich die liberale Partei mit der konservativen Partei in Perioden von vier Jahren gegenseitig von der Macht ablöste. Dieses Zwei-Parteien-System „bipartidismo“, dass zunächst für Stabilität sorgte, führte dazu, dass andere politische Stimmen vom Diskurs ausgeschlossen wurden. Verschiedene linksgerichtete Guerillagruppen, die sich während der sechziger und siebziger Jahre formierten, nutzten daher Gewalt, um sich Gehör und Einfluss zu verschaffen. Die größten unter ihnen sind die FARC, die ELN und die M-19. Erstere entstand als Zusammenschluss von radikalen liberalen Bauernbewegungen während der Violencia und beschreibt sich selbst als marxistisch. Diese Gruppen versuchten beziehungsweise versuchen territoriale Macht zu erlangen und einen Gegenpol zur Regierung darzustellen. Neben dem Drogenhandel, auf den in einem späteren Abschnitt tiefer eingegangen wird, finanzieren sie sich durch Entführungen, Erpressungen und auch den Rohstoffabbau, wie im Falle der FARC durch den Goldabbau.

Um diese bewaffneten Akteure zu bekämpfen, engagierten Großgrundbesitzer und später auch das kolumbianische Militär Paramilitärs, die sich unter dem Dachverband AUC zusammenschlossen.

Soziale Bewegungen

Ursprünglich entstammen die Guerillagruppen linken Protestbewegungen. Heute scheint sich der Konflikt jedoch verselbstständigt zu haben und Geld und Macht scheinen als Ziele im Vordergrund zu stehen. Leidtragende im Konflikt in Kolumbien ist die zivile Bevölkerung, die durch Guerillas, Paramilitärs und sogar durch die Armee Enteignungen, Vertreibungen, Drohungen, Erpressungen, Entführungen und Morde zu erfahren hat, während die Regierung keinen ausreichenden Schutz bietet oder teilweise nicht einmal bieten kann. So entführen die Guerillagruppen jedes Jahr hunderte von Zivilisten und insgesamt befinden sich hunderttausende auf der Flucht vor den Gewaltakteuren. Strafverfolgungen und Entschädigungen für Opfer finden kaum statt. Zusätzlich tragen multinationale Konzerne durch Umweltverschmutzung und mangelndes Bewusstsein für Arbeitsrechte zum Unmut der Bevölkerung bei. Ein Großteil der Bevölkerung hat bereits das Vertrauen in die Regierung verloren, da einzelne Gewaltakteure territoriale Macht für sich beanspruchen und Selbstjustiz verbreitet ist. Selbstverständlich ist dies ein Nährboden für allerlei soziale Bewegungen, die sich von den Zielen der bewaffneten Nichtregierungsakteure unterscheiden.

Von 1975 bis 1999 haben laut dem Centro de Investigación y Educación Popular (CINEP) 10.975 soziale Proteste stattgefunden. Hierzu zählen neben Demonstrationen auch Streiks, Landbesetzungen, Straßensperren und Auseinandersetzungen mit staatlichen Sicherheitskräften. Zur Verteilung der Akteure liefert das CINEP eine Statistik. So sollen 34 Prozent der Proteste von Arbeitern geleitet worden sein, 26 Prozent sind urbane Bewegungen, 17 Prozent sind von Indígenas und Campesinos, Menschen aus ländlichen Gebieten, durchgeführt worden und 16 Prozent von Studenten. So kam durch einen Streik im Jahre 2011 zeitweise der Betrieb in 30 von insgesamt 32 öffentlichen Universitäten zum Erliegen, da sich die Studenten gegen eine Privatisierung aussprachen und eine bessere Ausstattung der Hochschulen durch die öffentliche Hand forderten.

Die Boden- und Wohnproblematik wird mit 16,4 Prozent der Proteste am häufigsten kritisiert. Die Ungerechtigkeit der Landverteilung steigt weiterhin. Viele Menschen betreiben Landflucht auf Grund von herrschender Gewalt, während in den Vorstädten nicht ausreichend Wohnraum besteht. Geschädigte sind hierbei häufig die Indígenas und Campesinos. Darüber hinaus stellt die Regierung nicht ausreichend Wasser, Strom und öffentlichen Transport zur Verfügung beziehungsweise sind die Preise für den Großteil der Bevölkerung nicht erschwinglich. So finden 12,6 Prozent der Proteste auf Grund eines Unmuts über den Mangel an öffentlichen Dienstleistungen und Transport statt.

Die zweithäufigste Ursache für Proteste sind Gesetzes- und Vertragsverletzungen, die Ursache für 15 Prozent aller Mobilisierungen darstellen. Hervorgerufen wurden diese durch Umstrukturierungen in eine neoliberale Richtung in den neunziger Jahren. Des Weiteren ist die gesellschaftliche Ungerechtigkeit Grund für soziale Bewegungen. Durch Umfragen wurde nachgewiesen, dass marktwirtschaftliche Reformen von der Bevölkerung überwiegend negativ betrachtet werden, da durch die Reformen nur eine Minderheit der Bevölkerung an Reichtum gewinnt und sich die soziale Schere vergrößert.

Des Weiteren richten sich 12,8 Prozent der Proteste gegen Menschenrechtsverletzungen, da die Gewalt im Land zunimmt, was zum großen Teil auf den Drogenhandel zurückzuführen ist. Viele Organisationen setzen sich für die Einhaltung der Bürger- und Menschenrechte ein und wollen soziale Verbesserungen für einzelne Teile der nicht bewaffneten Zivilbevölkerung erreichen. Schwierig ist hierbei, dass auch Individuen, die den Staat anklagen, Opfer von Gewalt werden. So sind während der ersten Amtszeit des Präsidenten Uribe von 2002 bis 2006 52 Vertreter von Menschenrechtsorganisationen und 271 Gewerkschaftsangehörige bei Anschlägen ums Leben gekommen.

Eine Schwierigkeit bei der Durchsetzung vieler sozialer Bewegungen ist, dass sich die Anhänger gegen mächtige und finanziell stärkere Gegenspieler wie Kaffeeproduzenten, Banken, Holdinggesellschaften oder Lobbies der Industrie und der Viehzüchtung durchsetzen müssen. Manchen Gruppierungen, die sozialen Bewegungen entsprungen sind, mangelt es außerdem an organisatorischen und finanziellen Kapazitäten. Dementsprechend können sie nicht ausreichend Druck ausüben und Mitglieder werden häufig gezielte Opfer von Gewalt, ohne, dass ihnen die Regierung Schutz bietet. Viele soziale Bewegungen scheitern daher, so wie die Bewegung gegen die Entführung und für die Freilassung von Entführten oder die Bewegung gegen bewaffnete Akteure im Land.

Ein weiteres Problem stellt dar, dass selbst, wenn Gruppierungen Erfolg haben und neue Gesetze oder Regelungen eingeführt werden, diese auf Grund von Staatsschwäche und Korruption häufig nicht eingehalten werden.

Eine soziale Bewegung, die von relativem Erfolg gekrönt ist, schloss sich 1982 in der Nationalen Organisation der Indigenen Kolumbiens (Organización Nacional Indígena de Colombia – ONIC) zusammen. Sie vereint die Interessen aller indigenen Völker und tritt für deren Rechte ein. Ihr Ziel ist die Aufrechterhaltung der kulturellen Identität gegen auferlegte Politik, welche die kulturellen Werte ignoriert. Sie fordert somit das Erschaffen von autonomen Regionen.

Eine weitere große Bewegung geht vom Congreso de los Pueblos aus, der sich aus verschiedenen Basisorganisationen zusammensetzt. Seine Ziele sind breitgefächert. Da der Staat nicht die Macht oder Motivation besitzt, Frieden herzustellen, versucht die Organisation einen sozio-politischen Wandel herzustellen und Interessen von marginalisierte Bevölkerungsgruppen wie Bergbauarbeiter oder die ländliche Bevölkerung durchzusetzen, um allen in der Bevölkerung ein würdiges Leben zu verschaffen. Der Konflikt in Kolumbien wird hierbei nicht nur auf die militärische Ebene reduziert, sondern auch im politischen und sozialen Kontext betrachtet. Dem Congreso de los Pueblos steht der Coordinador Nacional Agrario Nahe. Dieser stellt eine politische Vereinigung dar, unter der sich verschiedene Basisorganisationen von Bauern, Indigenen und Afrokolumbianern verbinden.

Drogenhandel

Nach Peru ist Kolumbien der weltweit größte Kokainproduzent. Der größte Teil des Produkts wird in die USA exportiert. Der illegale Drogenanbau und –handel in Kolumbien wirkt auf fast alle politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche extrem destabilisierend. Das Geschäft mit den Substanzen ist der Motor und das zentrale Problem im bewaffneten Konflikt in Kolumbien. Der Kokainhandel stellt die Hauptfinanzierungsquelle für viele der kämpfenden Akteure dar, vor allem für die Guerillagruppen, die auch „Narcoguerilla“ genannt werden.

Daher stehen auch alle diese ehemaligen linkspolitischen Gruppen miteinander in Konkurrenz und bekämpfen sich. Die Regierung wiederum unterstützt paramilitärische Gruppen, welche die Guerillagruppen bekämpfen. Gleichzeitig sind viele Akteure der Regierung korrupt und selber Teil des Geschäfts mit den Drogen. In vielen Fällen haben Regierungsmitglieder auch keine andere Wahl, als den Drogenhandel zu tolerieren oder sogar Teil von ihm zu werden, da die Machtstrukturen von Drogenbaronen bestimmt werden.

Der Kampf der Regierung Kolumbiens gegen den Drogenhandel verschärfte sich 1999 als die Regierung den Plan Colombia einführte, der es der Armee erlaubt, im Inland zu agieren. Eine weitere Maßnahme des Plans sah vor, dass Flugzeuge Herbizide auf Kokaplantagen sprühen sollten, um den Anbau zu kontrollieren Hauptsächlich sollten Plantagen im Besitz der FARC besprüht werden. Durch die Korruption in der Armee wurde dies jedoch häufig vermieden und es wurden andere Landstriche besprüht. Studien der Universität von Missouri belegen, dass ein Drittel der versprühten Herbizide Regenwald oder andere Nutzpflanzen trafen, was schwerwiegende Umwelt- und Gesundheitsschäden mit sich bringt. Vor allem die ländliche Bevölkerung ist hiervon betroffen.

Es gab klare soziale Bewegungen gegen den Plan Colombia und gegen die Zerstörungen durch Herbizide im Kampf gegen den Anbau von Drogen.

Hinzu kommen internationale Interessen, da die USA den Drogenanbau in Kolumbien, ihrem engsten Verbündeten in Lateinamerika, bekämpfen. Der Plan Colombia wurde in den USA entwickelt und mit 3,7 Milliarden US-Dollar unterstützt. Auch wurde militärisches Personal nach Kolumbien entsandt, vor allem jedoch private Sicherheitsdienste. Ein Ziel der USA ist es, die militärische Präsenz auf dem amerikanischen Kontinent zu erweitern. So werden seit dem Jahre 2009 sieben kolumbianische Militärbasen von den USA genutzt, was vom Gipfel der Union Südamerikanischer Staaten kritisiert wurde.

Auch von Deutschland wurde die kolumbianische Regierung unter Uribe unterstützt. So setzte sich die CDU/CSU für eine kolumbianische Verfassungsänderung ein, durch die Uribe eine direkte Wiederwahl ermöglicht wurde.

Die Beziehungen Kolumbiens mit Venezuela und Ecuador sind durch die Problematik mit der Guerilla angespannt. Chavez hat Kolumbiens Kooperation mit den USA stark kritisiert, da er jeglichen Einfluss der USA auf die Region unterbinden möchte.

Des Weiteren sind die FARC und die ELN teilweise auch in Venezuela und Ecuador aktiv und so wurde ein Anführer der FARC von der kolumbianischen Armee auf ecuadorianischem Boden im Grenzgebiet erschossen, woraufhin Ecuador und Venezuela Kolumbien mit Krieg drohten.

Aktuelle Entwicklungen

Für viele Vertreibungen waren und sind die Großgrundbesitzer verantwortlich, welche die paramilitärischen Gruppen der AUC anheuerten. Sie setzen sich unter anderem aus privaten Schutzdiensten und der Drogenmafia zusammen, kooperieren paradoxerweise jedoch auch mit staatlichen Sicherheitskräften.

Unter Präsident Uribe wurden sie bis Mitte des vergangenen Jahrzehnts demobilisiert. Formal existiert die AUC auch nicht mehr, jedoch setzen ehemalige Anführer und Mitglieder ihre kriminellen Taten in neuen Gruppen fort, die die Regierung unter bandas criminales emergentes (BACRIM), also entstehenden kriminellen Banden, zusammenfasst.

Laut einem Bericht von Amnesty International sorgte die Demobilisierung nicht für mehr Gerechtigkeit. Einige ehemalige Mitglieder der AUC arbeiten seit der Demobilisierung für staatliche Streitkräfte oder private Sicherheitsdienste. Eine Regelung, die Straferleichterungen für Paramilitärs vorsahen, wenn sie sich der Polizei stellten, sorgt dafür, dass die Opfer von Menschenrechtsverletzungen nicht entschädigt werden und viele Fälle von Morden oder Vertreibungen nicht aufgeklärt werden.

Zusätzlich kauften sich Drogenbarone in die AUC ein, um sich anschließend zu stellen und so einer Strafe zu entgehen.

Mit Spannung sind die Friedensverhandlungen zwischen FARC und kolumbianischer Regierung zu beobachten, die seit 2012 auf Kuba stattfinden.

Problematisch dabei ist, dass einige mächtige Gruppen von den derzeitigen politischen Zuständen und der ungerechten Verteilung von Land und Reichtum profitieren, was den Friedensprozess erheblich erschwert.

Für eine ganzheitliche Lösung ist es außerdem notwendig, auch andere Guerillagruppen wie die ELN an Verhandlungen teilhaben zu lassen, da diese sich sonst auf Grund ihrer Guerilla-Taktik langfristig halten könnten. Außerdem bestehen diverse friedliche Nichtregierungsorganisationen und Verbände, die man an einer umfassenden Lösung teilhaben lassen sollte. Auch muss man sich der Thematik stellen, wie ehemalige Mitglieder der FARC überhaupt wieder in die Gesellschaft integriert werden können.

Bei der Betrachtungsweise des Konflikts liegt ein zu großer Fokus auf der FARC allein. Sollte die FARC nicht mehr existieren, werden andere Guerillagrupen und die BACRIM das Machtvakuum füllen. Das Problem ist nicht die FARC, sondern der Drogenhandel an sich, in dem ungeheure Profite liegen.

Der Drogenhandel wird von den Abnehmern in Nordamerika und Europa finanziert. Um den Frieden in Kolumbien und ganz Lateinamerika voranzutreiben ist es demnach notwendig, Importe einzudämmen und ein politisches und ethisches Bewusstsein für die Drogenproblematik und die damit verbundene Gewalt auf Seiten der Konsumenten beziehungsweise der Gesellschaften im europäischen und nordamerikanischen Raum zu schaffen. Aus dieser Perspektive ist der bewaffnete Konflikt nicht nur ein kolumbianischer, sondern ein globaler.

Ein Teil der Gruppen, die sich mit dem Drogenkonflikt auseinandersetzen ist für ein strenges Verbot für den Anbau von Koka, Schlafmohn und Cannabis, da sich kriminelle Vereinigungen mit den Drogen finanzieren und durch die Produktion von Drogen Vertreibung, Entführungen, Morde und Militarisierung entstehen. Andererseits ist die Armut in Kolumbien groß und die Preise, die Bauern für andere Produkte wie Kaffee oder Bananen auf dem Weltmarkt erhalten sind relativ niedrig und reichen zum Leben häufig kaum aus.

Hinzu kommt, dass viele indigene Gruppen Kokain traditionell anbauen und ein generelles Verbot einen Teil ihrer Kultur verbietet beziehungsweise kriminalisiert. Es stellt sich also die Frage, ob eine Legalisierung der Drogen oder zumindest des Kokains eine Lösung für die Problematik darstellen könnte. So würde den gewalttätigen Nichtregierungsakteuren die Finanzierungsquelle genommen und der Staat gestärkt werden. Gleichzeitig würde er durch Steuereinnahmen profitieren, während Geld, was jetzt für die Bekämpfung der kriminellen Gruppen benötigt wird, gespart werden könnte.

Hierbei ist jedoch eine internationale Kooperation notwendig, da sich die Gewalt sonst in andere Länder wie Peru, Bolivien, Ecuador oder Mexiko verlagern könnte.

Die Friedensverhandlungen mit der FARC sind insgesamt durchaus positiv zu betrachten. Angesichts der Komplexität des Konflikts auf Grund der vielen Akteure stellt sich eine Lösung jedoch als äußert schwierig dar und muss innenpolitisch ganzheitlich betrachtet werden und auch in internationaler Abstimmung stattfinden.

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