Ironie versus Humor

In der Ironie ist, wie auch beim Humor, das Komische häufig mit dem Ernst, ja sogar mit Tragischen unlösbar verbunden. Bei der Ironie wird jedoch etwas gegenteiliges kommuniziert, beim Humor wird es gefühlt.

Was macht also aus dem Gegensatz eine Ironie? Gegenteilige Differenz als solches ist nicht ironisch. Es muss eine gewisse Erwartungshaltung vorausgesetzt werden, deren gegenteilige Erfüllung eine wahrgenommene Diskrepanz ist, die den Betrachter irritiert. Während jedoch bei der Ironie eine ganz bestimmte Botschaft transportiert werden soll, so ist der Humor durch eine gewisse Doppelzüngigkeit, eine schmerzliche Zweideutigkeit gekennzeichnet.  Die Ironie muss also richtig gedeutet werden, sonst verwirkt sie ihre Existenzberechtigung.

Erstellt von Juberlate vor 9 Jahren
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In der Sekundärliteratur macht sich die Schwierigkeit der vieldiskutierten Unterscheidungs- Merkmale bemerkbar, nach welchen die Ironie von anderen Gattungen, wie etwa der Parodie, der Satire, der Groteske oder dem Komischen abzugrenzen sei. Offensichtlich besteht jedoch zwischen der Ironie und dem Humor eine Rivalität, wobei der Ironie häufig der Intellekt, „die Schärfe und Kälte des Verstandes“ (Japp: Theorie der Ironie), und dem Humor die Weisheit, „die Güte und Wärme des Herzens“ (ebda.)  zugesprochen werden. Aufgrund dieser Merkmale wird dem Humor zumindest ethische in höherer Wert zugeschrieben. Jenes Ethos charakterisiert Nicolai Hatmann als „Ethos des Lachens“ (ebda.), welches bezüglich der Ironie negativ, den Humor betreffend jedoch positiv gewertet werde.

Die Negativ-Konnotation der Ironie rührt sicherlich auch der antiken Auffassung derselben als dissimulation, als Verstellung. So wurde der Ironiker einst den Lügnern zugeordnet. Diese Charakterisierung gilt jedoch mittlerweile als unzulänglich, da auch Personen unaufrichtig sein könne, die in keinster Weise als ironisch anzusehen sind.

Eine Gemeinsamkeit von Ironie und Humor ist ihr gemeinsamer Konnex sowohl zum Tragischen als auch zum Komischen. Obwohl die Ironie weder eine versöhnende noch eine ausgleichende Position zwischen der Komik und der Tragik einnimmt, so besitzt sie doch die Fähigkeit das Tragische am Komischen herauszukehren und vice versa.

Aufgrund ihres „solipsistischen Schicksals“ (ebda.)  scheitert die Ironie an harmonisierenden Normen, was aber gleichzeitig zur konstruktiven, kritischen Auseinandersetzung mit diesen führt.

Der große Unterschied zwischen Humor und der Ironie liegt darin, dass die Ironie das Gegenteil von dem oder etwas anderes aussagt aussagt, was sie meint, der Humor jedoch die „Empfindung des Gegenteils“ (Pirandello: Der Humor) in einer bestimmten Situation hervorruft. Der Humor also kann echtes Pathos enthalten, da er Mitgefühl erzeugt. Die Ironie kann das Pathos nur nutzen, um ihre Wirkung zu potenzieren.

Beide sind jedoch mit einem Reflexionsprozess verbunden, wobei der Rezipient auf dem Weg der Erkenntnis die Aussage zunächst reflektieren und umkehren muss.

Der Humor als auch die Ironie entspringen einem psychischen Prozess, dem Reflexionsprozess, der die Empfindung des Gegenteils erzeugt. Dieser findet sowohl beim Autor, als auch beim Rezipienten statt. Der Rezipient wird genau die Stimmung oder Intention wahrnehmen, die auch der Autor empfunden hat oder gedacht hat. In humoristischen Szenen handelt es sich um komische Darstellungen, über die wir anfangs lachen wollen, die jedoch noch ein anderes Gefühl erzeugen, weil wir das erhabene – oder die subjektive Vorstellung des Erhabenen – erniedrigt sehen. Dieses Entstehen des gegenteiligen Gefühls ist der Reflexionsprozess.

Bei der Ironie hingegen wird das Erhabene oder der Gegenüber absichtlich gespottet, um durch eine Umgehung des direkten Sprechaktes auf eine evidente Inkongruenz der Fakten aufmerksam zu machen.

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