Jeden Tag ein bisschen besser

Vegetarier haben es gut. Sie ernähren sich gesünder als Fleischfresser und können jeden Tag guten Gewissens einem kleinen Ferkel in die Augen sehen.

Erstellt von DerSchreiberling vor 8 Jahren
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Was buddhistische Mönche vor vielen hundert Jahren gemacht haben und was derzeit 7,8 Millionen Deutsche tun, kann ja so schlecht nicht sein.

Eigentlich könnte man die Sache damit ruhen lassen und glücklich sein. Doch der Engländer Donald Watson wollte mehr und erfand den Begriff „vegan“, der übrigens eine Verkürzung des englischen Begriffs „vegetarian“ ist und somit die konsequente Weiterführung des vegetarischen Grundgedankens darstellt. Kurzum: Veganer sind ab diesem Zeitpunkt die besseren Weltverbesserer.

Irgendwann in jüngerer Zeit, als das Bedürfnis nach gesünderer Ernährung wieder besonders groß wurde, entdeckte auch die Nahrungsmittelindustrie das große Geschäft. Seitdem kann sich jeder zuckerfrei, laktosefrei, milcheiweißfrei, konservierungsmittelfrei, glutenfrei, weizenfrei und völlig geschmacksfrei ernähren. Und natürlich bio! Aber das ist ja sowieso klar. Schließlich will man sich sein veganes Weltretterimage nicht mit Tomaten aus konventioneller und genmanipulierter Landwirtschaft kaputt machen lassen.

Aber auch diese Entwicklung war nicht das Maß aller Dinge. Es geht eben immer noch ein bisschen besser. Schließlich kann man sich nicht sicher sein, dass der Maiskolben, den man von seiner Mutterpflanze reißt, nicht doch Gefühle hat und zwischen Joghurtbechern und dem Marmeladenglas vor Schmerz aus dem Einkaufskorb herausschreit. Frutarier begnügen sich mit den Früchten und Nüssen, die tot vom Baum fallen. Und die dadurch fehlenden Nährstoffe in der Ernährung werden durch die Liebe und Dankbarkeit der am Leben gelassenen Pflanzen locker ausgeglichen. Die Wissenschaft kann eben nicht alles erklären.

Wer glaubt, dass hier Schluss ist, hat sich definitiv getäuscht. Jetzt ist Paleo der gesündeste Schrei. Nein, es reicht noch nicht, dass man präventiv alle Nahrungsmittelunverträglichkeiten meidet, unter denen man eventuell leidet, gleichzeitig alle Lebewesen der Erde vor dem Tod bewahrt und auf die Rechte der Pflanzen pocht. Manchen kam der Gedanke, dass man in den letzten Jahren vielleicht völlig auf dem Holzweg war und stattdessen wieder leben sollte wie die Steinzeitmenschen. Wundern Sie sich also nicht, wenn ihnen beim nächsten Einkauf ein ziemlich bärtiger Mann mit Keule über der Schulter und einem erlegten Golden Retriever im Schlepptau begegnet und fragt, wo sich sein Weib mit den gesammelten Beeren befindet. Er achtet eben einfach auf seine Gesundheit.

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