Kurzexposee Masterthesis

Inzwischen liegt eine Reihe von Monographien und Sammelbänden vor, die sich den unterschiedlichen Konzepten von Autorschaft und Werk widmen. Ursprünglich ausgehend von Instituten der Germanistik konzentriert sich das Forschungsinteresse merklich auf die Betrachtung differenter theoretischer Modelle der Autorschaft (Vgl. Foucault, Barthes, Fischer, Butler…). Untersuchungen zu konkreten Formen der Inszenierung des Autors hingegen sind rar gesät.

Erstellt von lykkeligvis vor 9 Jahren
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Eine Negativ-Steigerung erfährt kontextuell nur noch die analytische Betrachtung des pseudonymen Autors. Dabei sind Pseudonyme so alt wie die Kunst, die Literatur, selbst – nicht umsonst können sich unzählige Nachschlagewerke – echt wie unecht – rechtfertigen. Der gelogene, erfundene Name ist etymologisch so beständig wie die Aussage selbst: Unecht. Ein Fake. Aber: Kein Fake ohne Authentisches. Die Alternative also von der »wahren Gestalt« der Dinge und den »tieferen Gründen« des Seins (Vgl. Zeller, Lethen). Letztlich einer moralischen Anspruchshaltung dem Eindeutigen gegenüber, welche auf der Utopie eines Lebens ohne Maskerade und Rollenspiel (Vgl. Goffmann) beruht. Die vorgelegte Arbeit soll nunmehr die Lücke zwischen den Polen Pseudonym, Authentizität und Autorinszenierung mittels einer konkreten Fallanalyse versuchen zu füllen. Anhand des konkreten Schriftverkehrs Dominique Aurys (bürgerlich: Anne Desclos) und ihres Aliasses Pauline Réage sollen in der vorgelegten Arbeit relevante Authentizitätsfaktoren entschlüsselt werden und zunächst folgende Fragestellungen beantwortet werden: Gibt es konkrete, nicht zu maskierende Spuren im (vergleichend behandelten) literarischem Nachlass der Autorin? Sind diese auf andere Autoren übertragbar? Und: Bleibt trotz des vielfach postulierten – im Pseudonym: offensichtlichen – Verschwindens des Autors dieser nicht dennoch immer immanent sichtbar? Verliert eben nicht an Relevanz? Das von Bourdieu eingeführte Konzept des Habitus, das die „aktiven, erfinderischen, schöpferischen« Fähigkeiten [...] des Akteurs« hervorhebt, bietet in dieser Hinsicht wesentliche Anknüpfungspunkte zur Analyse. Hingegen kann Foucaults Ansatz, dem Autornamen eine zentrale Bedeutung im literarischen Diskurs zuzuschreiben, als Ausgangspunkt verstanden werden. Als konkreter Untersuchungsgegenstand sollen die Veröffentlichungen für das Pariser Verlagshaus Gallimard als Dominique Aury sowie die in der Anonymität als Pauline Réage verfasste »Geschichte der O« (Fassung 1954) betrachtet werden. Die Untersuchungsgegenstände weisen durch Ihre ursprüngliche Form (Literaturkritik/Rezension vs. [ursprünglich nicht zu veröffentlichendem] Liebesbrief) eine persönliche Rahmung auf und ermöglichen die vergleichende Betrachtung. Dabei werden die beiden Schrift-Fragmente der bürgerlichen Person zunächst unabhängig voneinander untersucht und erst zum Ende der Arbeit vergleichend zusammengeführt um die entdeckten Spuren – und deren Auswirkungen – innerhalb des aktuellen theoretischen Rahmens zu verorten. Als erste zusammenfassende Rahmung soll hier das paratextuelle Begriffskonstrukt Genettes angewendet werden um die entschlüsselten Authentizitätsfaktoren innerhalb der relevanten Authentizitätstheorien zu verorten und die Sonderposition des pseudonymisierten Autors im Diskurs der Autoreninszenierung zu bezeichnen.

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