Blow-ups oder: wie die Hitze Autobahnen zum Platzen bringt

Die Hitze am Wochenende lässt nicht nur zu lange in der Sonne gebadete Haut aufplatzen, sondern auch Betondecken von Autobahnen. Mit Temperaturen von knapp unter 40 Grad Celsius steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Blow-ups entstehen und unter Umständen zu tödlichen Gefahren werden können.

Erstellt von Buchstabenmagie vor 8 Jahren
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Die Fahrbahn faltet sich bei zu langer Sonneneinstrahlung auf

Ohne einen Professor in Physik verliehen zu bekommen, wissen wir, dass sich Stoffe mit steigender Hitze ausbreiten. So dehnen sich bei diesen sommerlichen Temperaturen die Betonplatten der Fahrbahnen aus und erzeugen, indem sie gegen benachbarte Streckenabschnitte schieben, eine Spannung. Wenn diese zu hoch wird, als dass sie durch Betonplatten und dazwischenliegenden Fugen gepuffert werden könnte, bricht die Fahrbahn am schwächsten Punkt plötzlich auf und erzeugt eine Art Sprungschanze, die im glücklichsten Fall nur ein Schlagloch, im schlimmsten jedoch ein Absprung in den Tod sein kann. Da das Aufspringen der Fahrbahnbedeckung abhängig von der Sonneneinstrahlung ist, herrscht die höchste Blow-up Gefahr am späten Nachmittag.

So entstehen Blow-ups. Grafik: ARCD

Auf Autobahnen mit dünnen, alten Betondecken sind Blow-ups besonders wahrscheinlich

Besonders betroffen sind Autobahnabschnitte mit vorgeschädigten Belag. Auch alle Strecken in Betonbauweise und Bereiche, in denen Betonstrecken mit Asphaltflicken repariert wurden sind prädestiniert für Blow-ups. Im Sommer 2013 gab es eine Häufung von Blow-ups auf bayerischen Autobahnen mit betonierter Fahrbahnbedeckung, besonders auf der A3, der A92, A93 und A94.

Zweistufiges Warnsystem und Tempolimit von 80 km/h

Auf den sieben Kilometern der Autobahn A3 zwischen Nittendorf und Sinzig mit Fahrtrichtung Passau ist deshalb das Tempolimit wegen bereits bestehender Hitzeschäden auf 80 km/h herabgesetzt worden. Es ist die Aufgabe der Polizei und der Autobahndirektion nach betroffenen Strecken zu fahnden und Hitzeschäden aufzunehmen. Außerdem wurde vom ADAC ein zweistufiges Warnsystem für Bayern eingeführt: bei 28 Grad herrscht die Warnstufe 1. Kraftfahrer werden über den Rundfunk gewarnt und um erhöhte Vorsicht für die betreffenden Strecken gebeten. Motorradfahrer sollen diese vollkommen meiden, denn sie sind besonders gefährdet. Das zeigt ein Unfall mit tödlichen Folgen für einen Motorradfahrer der 2013 auf der A93 von einem Blow-up überrascht wurde. Warnstufe 2 wird bei 30 Grad Celsius ausgerufen. Hier wird auf allen betroffenen Strecken ein Tempolimit von 80 km/h festgesetzt, außerdem sollten Kraftfahrer ihren Abstand zum Vordermann erhöhen. Deshalb sollten alle Autofahrer unbedingt auf Meldungen im Verkehrsfunk achten.

Entschärfung der gefährdeten Abschnitte

Als erste Hilfe können die Entspannungsschnitte genannten Asphaltstreifen in die Mitte einer Betonstrecke eingesetzt werden. Dazu wird auf einer Länge von etwa 400 Metern ein Betonstreifen über die gesamte Fahrbahn herausgetrennt und durch Asphalt ausgetauscht, der ein anderes Dehnungsverhalten bei Hitze besitzt, als Beton. Dadurch kann sich die Fahrbahn nicht aufwölben und plötzlichem Aufplatzen wird damit vorgebeugt. Jedoch ist diese Methode durch die beiden unterschiedlichen Materialen mit verschiedenen Eigenschaften anfällig für Straßenschäden durch rollenden Verkehr und dadurch keine Dauerlösung. Diese Methode wurde bereits auf einigen Fahrbahnabschnitten angewendet und zeigt guten Erfolg.

Warnsignal für die marode Infrarstruktur

Es wird zu wenig Geld in den Erhalt und Sanierung von Fernstraßen investiert, wodurch diese täglich mehr und mehr verfallen. In dem Auftreten von Blow-ups sieht der ADAC ein deutliches Signal dafür, dass eine langfristige Strategie zum Straßenerhalt unbedingt erforderlich ist. Das bedeutet: mehr Geld in den Substanzerhalt und das so früh wie möglich, denn mit jedem Tag verlieren unsere Straßen einen Wert von 12,2 Millionen Euro, das aus Volksvermögen, sprich: aus der Tasche des Steuerzahlers, zur Reparatur dieser Strecken aufgebracht werden muss. Langfristig sollten Verkehrswege also durch eine bedarfsgerechte Budgetplanung ihren Wert halten, statt ihn zusehends zu verlieren.

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