Marokkanisches Leben im Land Goethes

Einen nicht zu vernachlässigenden Faktor der Integration stellt natürlich auch die Religion dar, die gerade für Muslime eine wichtige Rolle spielt. Deutschland ist zwar ein christlich geprägtes Land, durch die weit verbreitete Interkulturalität, besonders in großen Städten, in denen sich neu Zugewanderte Menschen gerne ansiedeln, ist es heutzutage jedoch unproblematisch, einen anderen Glauben zu praktizieren.

Erstellt von Raki_El vor 8 Jahren
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So ist die Infrastruktur, vor allem im Bezug auf den Islam, in Deutschland sehr gut ausgebaut, so dass es in den großen Städten wie Berlin, Köln, Frankfurt usw. inzwischen zahlreiche Moscheen gibt.

Nicht immer ist der Bau von Moscheen allen deutschen Bürgern willkommen, weil einige darin eine unverhältnismäßige Präsenz der ihnen immer noch relativ fremden Religion des Islam sehen. Dennoch wird während des Ramadans inzwischen in verscheidenen Bundesländern auf die muslimischen Schüler Rücksicht genommen und an den wichtigen islamischen Feiertagen dürfen die Kinder auch dem Unterricht fern bleiben.

Es ist Aufgabe der vielen gut integrierten Muslime in Deutschland, eine Balance zwischen ihrem muslimischen Glauben, ihren Traditionen und der Deutschland prägenden christlichen Kultur zu schaffen, damit die nachfolgenden Generationen den Spagat zwischen Religion und Kultur des Herkunftslands und der neuen Heimat immer besser bewältigen können.

„Der Islam gehoert zu Deutschland“. Das hatte schon vor einigen Jahren der ehemalige Bundespräsident Wulff in einer Rede geäußert. Angela Merkel hat es vor kurzem erst wiederholt um den Anhängern der Pegida-Bewegung deutlich zu machen, dass Muslime und ihr Glaube aus der deutschen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken sind und das Leben miteinander gut funktionieren kann, wenn beide Seiten zur gegenseitigen Toleranz und Akzeptanz bereit sind.

Allerdings ist dies nicht in allen Regionen Deutschlands der Fall. So leben die meisten Muslime im Westen Deutschlands und in grossen Staedten. Denn im Osten Deutschlands herrscht immer noch und seit einem Jahr wieder internsiver Auslaenderfeindlichkeit. Diese Stimmung wird inzwischen nicht mehr als ausländerfeindlichkeit deklariert, sondern als Sorge um die christlich-abendländische Kultur, die – so wird hier propagiert – unter dem Einfluss des Islam zugrunde geht. Diese neuen Strömungen sind ein herber Rueckschlag fuer die deutsche Politik und offene Gesellschaft, denn mit der Organisation „PEGIDA“, die sich im Oktober 2014 in Dresden gruendete, gibt es wieder vermehrte Angriffe auf und Demonstrationen gegen Muslime in Deutschland.

Die Anhänger der PEGIDA-Bewegung deren Gruender vorher bereits in der rechten und kriminellen Szene aktiv waren, demonstrierten woechentlich gegen die angebliche Islamisierung Deutschlands und die deutsche Asylpoltitk. Die Anhaenger der PEGIDA sind meist generell unzufrieden mit der deutschen Politik und versuchen mit der Fokussierung auf die angebliche Islamisierung Deutschlands, ihrer Unzufriedenheit Luft zu machen. Den größten Rueckhalt findet PEGIDA in Sachsen, Ostdeutschland. Dies ist vor allem deshalb merkwuerdig, da der Anteil der in Sachsen lebenden Muslime nur 0,1% betraegt und demnach fast nicht bemerkbar ist. Die meisten Sachsen haben keinen regelmäßigen Kontakt zu Ausländern, zu Muslimen noch weniger. Trotzdem fuehlen sich die Menschen in Sachsen von Muslimen an der Rand gedraengt. Grund dürfte die Sorge vor dem sozialen Abstieg sein, vor dem Verlust der Arbeit, den die Ostdeutschen nach der Wiedervereinigung oftmals schmerzlich zu spüren bekamen. Wieso aber die Anhänger der PEGIDA solch eine Angst haben, ist fragwuerdig und unbegruendet, da vor allem im Bezug auf die Arbeitswelt nach Qualifikation eingestellt wird.

Den Fehler bei sich selbst zu suchen, in den zum Teil schwierigen Familienverhältnissen sowie der mangelnden Bildung scheint den PEGIDA-Anhaengern fremd. In anderen Teilen Deutschlands, wo der Anteil der Muslime wesentlich hoeher ist, funktioniert das Leben miteinander hervorragend und die Bereitschaft zu interkulturellem Leben ist hoch. Gluecklicherweise gibt es aber auch im Osten Deutschlands zahlreiche Gegner der PEGIDA-Bewegung, die es vor allem den Fuehrungsmitgliedern erschwert haben, sich und die Bewegung weiter zu etablieren, bis sogar fast die ganze Fuehrung PEGIDAs zuruecktrat.

Nach dem islamistisch motivierten Anschlag auf die Satirezeitung Charlie Hebdo am 07.01.2015, die immer wieder wegen ihrer Mohammed Karikaturen besonders von Muslimen kritisiert wurde, gab es auch in Deutschland wieder mehr Zustimmung fuer PEGIDA . Die Religion des Islam und der Koran als ihre Grundlage wird leider immer wieder als Ursache für Gewalt verantwortlich gemacht, so dass gegenwärtig in ganz Westeuropa eine zunnehmende Islamophobie zu beobachten ist. Obwohl es zahlreiche muslimische Bekanntmachungen, Demonstrationen und Mahnwachen gegen den Islamismus und Gewalt im Namen des Islam gab, sind viele Europäer verschreckt und veraengstigt. Aus Unwissenheit wird eine ganze Religionsgemeinschaft verurteilt, ohne zu differenzieren, zwischen Islamisten und Muslimen. Dieser Unterschied ist vielen nicht einmal bekannt.

So gab es leider diverse Uebergriffe auf in Deutschland friedlich lebende Muslime – ohne jeden Grund. Da die meisten in Deutschland lebenden Muslime jedoch sehr stark bemueht sind sich zu integrieren, akzeptiert und verstanden zu werden, gibt es auch viele Deutsche, vor allem junge, eher linksorientierte und Akademiker, die diese Menschen vor falschen Anschuldigungen und Diskriminierung in Schutz nehmen und sie unterstuetzen, um ihnen ein Leben in gegenseitigem Respekt zu ermoeglichen.

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