Annäherung an den Begriff Armut

„Arme Kinder haben kein Geld, keine Klamotten, keine Eltern, nichts zu essen und zu trinken, keine Wohnung, kein Wasser, keine Geschwister, kein Haus, können nicht zur Schule gehen, haben keine Heizung, keinen Spaß im Leben, keine Medizin, keine Freunde, kein Auto.“

Erstellt vor 8 Jahren
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Im Rahmen eines Projektes haben Kinder einer 3. Klasse den Begriff „Armut“ so definiert.

Das verdeutlicht, dass Kinder Armut unterschiedlich wahrnehmen, da sie alle auf eine andere Art und Weise damit konfrontiert werden. Je nachdem, ob Kinder zum Beispiel lediglich Bettler in der Stadt wahrnehmen oder jedoch Freundinnen und Mitschülerinnen erleben, die von Armut betroffen sind, oder sogar selbst einen sozial gefährdeten Hintergrund haben – Kinder legen sich je nach ihrer gesellschaftlichen Herkunft eigene Deutungen und Erklärungen zurecht.

Das oben angesprochene Grundschulprojekt wählte einen emotionalen Zugang und zeigte, dass Kinder zu Angst neigen und sich leicht ausgeliefert fühlen, wenn sie mit dem Thema Armut konfrontiert werden. Nicht nur diese Erkenntnis erfordert ein überlegtes Aufgreifen der Thematik im Unterricht, denn bereits bestehende Stigmatisierung von in Armut lebenden Kindern könnte sonst verstärkt oder überhaupt erst bewusst gemacht werden. Die Vermittlung politischer Sachkompetenz zielt also darauf ab, den Schülerinnen einen konstruktiven und kritischen Umgang mit dem Begriff näher zu bringen. Gute didaktische Wege können unter anderem z.B. die Erkundung von Suppenküchen oder das Mithelfen bei Sozialprojekten sein.

Das deutsche Wort Armut bezeichnet ganz allgemein ‚einen Mangel an etwas‘. Eine Aufgabe der politischen Bildung besteht darin, die Schülerinnen zu befähigen, zwischen Umgangs- und Fachsprache zu unterscheiden.

Umgangssprache

Umfasst unterschiedliche Lebens- und Gefühlslagen wie zum Beispiel:

ü wenig Geld

ü nichts zu essen

ü obdachlos

ü psychische Notsituationen, z.B. Trauer

ü privaten oder beruflichen Druck durch Stress, Mobbing o.ä.

In der Jugendsprache steht „arm“ auch als Synonym für „unbeholfen“ oder „dumm“.

Fachsprache

Unterscheidung zwischen:

ü sozialpolitischen Standpunkt (Maßnahmen zur Beseitigung von Armut und deren Finanzierung)

ü moralischen Gesichtspunkten bzw. soziokulturellen Bedingungen

(z.B.: kann ein fehlender Rückzugsraum für Schüler in einer ungünstigen Beeinflussung der Lernergebnisse resultieren)

Definition

Für den Begriff Armut gibt es keine einheitliche und allgemeingültige Definition.

Das Deutsche Institut für Armutsbekämpfung unterscheidet jedoch drei Arten von Armut und wählt die Folgende Erklärung:

1. Absolute Armut

gekennzeichnet durch ein Einkommen von maximal einem Dollar pro Tag (ca. 1,2 Milliarden Menschen weltweit)

2. Relative Armut

„Unterschicht“ in Wohlstandsgesellschaften, das heißt mit einem Verdienst der weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens beträgt.

3. Gefühlte Armut

betrifft Menschen, die:

ü sich als „arm“ bezeichnen aufgrund gesellschaftlicher Ausgrenzung oder Diskriminierung

ü Angst vor einer sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage haben

ü in ständiger Angst vor Armut leben

Ob nun diese oder andere Erklärungen herangezogen werden, in allen gängigen Definitionen werden historische Veränderungen und kulturelle Unterschiede nicht berücksichtigt (Industriestaaten vs. Entwicklungsländer). So ist natürlich auch die Entwicklung im eigenen Land beim Blick auf Begriffsdefinitionen nicht klar ersichtlich.

Situation in Österreich

Sozialexperten sind sich einig, dass Österreich die Wirtschaftskrise ohne einen Anstieg der Armut hinter sich gelassen hat. Seit 2008 liegt die Zahl der Menschen, die nur geringe Einkommen haben und sich bestimmte Dinge nicht leisten können konstant bei etwa 400.000. Die Armutsgefährdung ist im gleichen Zeitraum sogar leicht gesunken. Als armutsgefährdet gilt hierzulande, wer weniger als 60% des typischen Einkommens hat. Die Armutsgefährdung ist damit also kein Indikator dafür, welche Alltagsgüter finanziell möglich sind, sondern wieviel man sich im Vergleich zum Rest der Bevölkerung leisten kann.

Ein internationaler Vergleich der Armutsgefährdung ist somit fast unmöglich, da es zwischen den Ländern teilweise extreme Einkommensunterschiede gibt.

Bei einem Blick auf die Armuts- und Ausgrenzungsgefährdeten - also all jenen, die einen der drei folgenden Kriterien erfüllen: Einkommensarmut, materielle Deprivation, geringe Erwerbstätigkeit – wird klar, dass davon schon deutlich mehr Menschen betroffen sind. 2013 fielen 1,57 Millionen Menschen in diese Kategorie. Am meisten betroffen sind Ein-Personen-Haushalte, Arbeitslose und Migranten. Da sämtliche Statistiken aber die Teuerungsrate außer Acht lassen, ist die wahre Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung wahrscheinlich um einiges höher. Man kann also nie wissen, ob nicht vielleicht die Mitschülerin, die Nachbarin oder sogar die beste Freundin betroffen ist…

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Kommentare

Sehr geehrte CreatingWrittenSuccess,

Ich habe einen Auftrag erstellt und Sie eingeladen, jedoch weiß ich jetzt nicht, ob Sie es sehen können.

Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir antworten können.

Mit freundlichen Grüßen,

dalegrady

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