Die Hopliten im klassischen Griechenland: Bewaffnung und Taktik

Die in geschlossenen Formationen, den Phalangen, kämpfenden schwerbewaffneten Hopliten bildeten den wichtigsten Teil der griechischen Infanterie und trugen die Hauptlast des Kampfes. Ihre vollständige Bewaffnung (Panhoplie) bestand in klassischer Zeit im Wesentlichen aus einem Helm, Brustpanzer, Beinschienen, Schild, Stoßspeer und Schwert. In der Periode der großen innergriechischen Kriege, also der Zeitspanne zwischen dem Ende der Perserkriege (479 v. Chr.) und der Schlacht von Chaironeia (338 v. Chr.), ist ein deutlicher Wandel bei der Bewaffnung der Hopliten zu beobachten. Neben der „schwereren“ Panhoplie findet sich nun auch eine gewichtsreduzierte Variante. Es lassen sich nun schwerbewaffnete und leichtbewaffnete Hopliten nachweisen.

Erstellt von Li­te­ra­tor vor 11 Jahren
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Die leichtere Bewaffnung verändert die Kampftaktik

Die gewichtsreduzierte Panhoplie der leichtbewaffneten Hopliten war im Wesentlichen nicht neu, da sie der Bewaffnung der Semiaristokraten und Bauernhopliten aus älterer Zeit entsprach, die sich keine teure Rüstung leisten konnten. Die kostspieligen Rüstungselemente aus Bronze wurden durch organische Materialien ersetzt. Der Helm etwa durch einen Filzhut, der Panzer und die Beinschienen durch lederne Pendants. Die gewichtsreduzierte Panhoplie wurde nun auch von den älteren adligen Hopliten übernommen, die wie ihre Mitbürger aus der Mittelschicht meist in den hinteren Reihen der Phalanx standen. Für diesen Einsatz, wie auch für die Wachdienste, die die älteren und die ganz jungen Hopliten versahen, war die leichtere Panhoplie ausreichend.

Das Novum war jetzt, dass eine gesellschaftliche Umbewertung der leichten Bewaffnung stattgefunden hat. Adlige Krieger ließen sich mit dieser Bewaffnung jetzt auch auf Grabreliefs darstellen. Während sie früher Zeichen einer geringen sozialen Stellung gewesen war, konnte sie jetzt auch für einen ehrenvollen Hoplitendienst bis in das hohe Alter stehen. Aufgrund der tendenziell leichter gewordenen Panhoplie wurden die Phalangen jetzt insgesamt mobiler und flexibler einsetzbar. Die Krieger in den ersten Reihen, die für den Nahkampf auf optimalen Schutz angewiesen waren, kämpften natürlich weiterhin in schwerer Rüstung.

Der Schlachtverlauf wird flexibler und differenzierter

Die einzelnen Phasen im Schlachtverlauf lassen sich für das klassische Griechenland verhältnismäßig  gut rekonstruieren. Durch die gewichtsreduzierte Panhoplie waren laufendes Zurücklegen größerer Distanzen und Eilmärsche in voller Panhoplie möglich. Zum ersten Mal seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. lässt sich wieder eine Wiederaufstellungsphase der Phalangen erkennen. Wegen der insgesamt geringeren Gewichtsbelastung konnten die schweren Schilde jetzt mit auf die Flucht genommen werden und die Phalanx konnte sich neu formieren. Im Gegensatz zur Perserkriegszeit, in der das Aufstellen eines „tropaions“ (Siegesmal) außer Gebrauch gekommen war, wurden jetzt wieder „tropaia“ verwendet.

Für das 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. lassen unsere Quellen zum ersten Mal auch genauere Aussagen über die Rolle der Krieger in den hinteren Reihen zu. Sie bargen die Verletzten, ermunterten die Hopliten in den ersten Reihen und hinderten diese am Weglaufen. Insbesondere waren sie verantwortlich für den für Phalanxschlachten so charakteristischen Massendruck, den sog. Othismos, indem sie die Krieger der ersten Reihen mit Hilfe ihrer Schilde nach vorne schoben. Der Othismos war allerdings keine eigenständige Phase des Kampfes, sondern vielmehr eine Erscheinungsform des Nahkampfes, der zunächst bei einem Zusammenstoß beider Heere und dann im Verlaufe des Kampfes immer wieder und mit wechselnder Intensität entstand. Dabei versuchten die Hopliten, wenn möglich, auch ihre Angriffswaffen einzusetzen.

Bedeutung und Stellenwert der Hopliten

Der Peloponnesische Krieg war aufgrund seiner Komplexität ein Novum in der Griechischen Militärgeschichte. Hoplitenschlachten waren neben Seeschlachten, Flottenmanövern und Bürgerkriegen nur noch eine Erscheinungsform des Krieges und im Übrigen auch nicht mehr unbedingt kriegsentscheidend. Die Spartaner gewannen den Krieg schließlich zur See! Hopliten wurden nun häufiger auch als Kampfbesatzung von Trieren verwendet.

Auch in den Feldschlachten kann eine gewandelte Rolle der Hopliten beobachtet werden. Reiter und Leichtbewaffnete konnten unter Umständen schlachtentscheidend sein. Der Krieg in Griechenland war jetzt nicht mehr, wie jahrhundertelang, gleichbedeutend mit dem Zusammenstoß zweier Hoplitenphalangen, sondern die Hopliten waren nur noch ein Teil der komplexer gewordenen Heere.

Trotzdem genossen die Hopliten weiterhin hohes Ansehen in den Poleis. In den athenischen Schriftquellen wird allerdings jetzt den Hopliten der Mittelschicht der Vorzug gegeben (nicht wie früher den Adligen). Durch sinkende Bürger- und damit auch Hoplitenzahlen in Athen (Kriegsverluste, Seuchen, Bürgerkrieg) kam es zu einem verstärkten Einsatz von Söldnern. Sparta ergänzte sogar schon im 5. Jahrhundert Bürgerhopliten durch Söldnerhopliten. In Athen trugen allerdings die Bürgerhopliten weiter die Hauptlast der Kriegsführung.

Literatur:

Johann Peter Franz: Krieger, Bauern, Bürger. Untersuchungen zu den Hopliten der archaischen und klassischen Zeit. Peter Lang, Europäischer Verlag der Wissenschaften 2002

Martin Pickelmann: Mit Schild und Schwert für Attika! Hopliten und ihre Rekrutierung im Athen des 5. Jahrhunderts vor Christus, Tectum Verlag, 2008

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