Expose meiner Masterarbeit

Thema und Hintergrund der Arbeit

Das Thema betriebliche Gesundheitsförderung oder Gesundheitsmanagement ist inzwischen bei fast allen großen Unternehmen in Deutschland in ein oder der anderen Form angekommen. Im Fokus sind hier sowohl Mitarbeiter als auch Führungskräfte und deren physische, aber auch zunehmend mehr deren psychische Belastung am Arbeitsplatz.

Erstellt von Gesundheitsmanager vor 8 Jahren
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Maßnahmen der Analyse, der Arbeitsplatz- und Organisationsgestaltung, sowie Seminare, Workshops, oder Coachings werden Firmenintern oder –extern durch Berater, Beratungsfirmen, Institute und Universitäten nahezu überall angeboten. Was bei all dem Interesse an der Gesundheit von Angestellten der großen Unternehmen oft übersehen wird ist, dass 91% aller registrierten deutschen Unternehmen Kleinstunternehmen sind, also Unternehmen mit 0-9 Mitarbeitern. Ca. 20% aller Beschäftigten in Deutschland sind in einem Kleinstunternehmen angestellt. Klein- und Kleinstunternehmen (KKU) bildeten bisher kaum den Fokus akademischer Untersuchungen im Rahmen von betrieblichem Gesundheitsmanagement. Die wenigen Untersuchungen die es gibt weisen jedoch interessante Zahlen auf. Nicht nur haben Angestellte von KKUs durchschnittlich geringere Fehlzeiten, auch treten Berufskrankheiten seltener auf (Sochert, 2002) und laut einer Befragung durch Bödeker und Hüsing (2008) glauben 86% aller Angestellten von KKUs dass die Arbeit ihnen Anerkennung gibt und sie fit hält. Eine andere Studie gibt jedoch an, dass nur 3% aller Angestellten in Kleinstbetrieben glauben einen gesundheitsförderlichen Arbeitsplatz zu haben, im Gegensatz zu 50% der Beschäftigten in Großbetrieben (Zock, 2008). Aufgrund der schwierigen Erreichbarkeit von KKUs zu gesundheitlichen Themen ist eine eindeutige Aussage über den Bedarf und das Interesse an gesundheitsförderlichen Maßnahmen in kleinen Betrieben derzeit nur bedingt möglich. (Amann, 2008)

Durch den familiären Betriebsstil von Kleinstunternehmen hängt die Offenheit und das Interesse an gesundheitsfördernden Themen und Maßnahmen sehr stark vom Betriebsinhaber ab. (Pröll, 2006). Diese Betriebsinhaber von kleinen Unternehmen weisen äußerst hohe Arbeitszeiten auf: ein Arbeitgebender Unternehmer eines Kleinstbetriebes arbeitet durchschnittlich 77 Std. die Woche. (Leicht, 2003). Weitere typische Belastungen von Selbstständigen sind Zeit- und Termindruck, permanenter Akquisitionszwang, wirtschaftliche Unsicherheit, und eine schwierige Balance zwischen Arbeit und Privatleben[1].

Trotz dieser hohen psychischen Belastungen denen Betriebsinhaber von Kleinstunternehmen oft ausgesetzt sind, äußern sie eine deutlich höhere Arbeitszufriedenheit als Angestellte. In 2001 bekundeten 70% aller deutschen Selbstständigen eine hohe Zufriedenheit mit ihrer Arbeit, im Gegensatz zu nur 45% der Arbeitnehmer. (Pröll, 2006). Selbstständige begründen die von ihnen wahrgenommene, gute Arbeitsqualität oft mit der Tatsache dass sie über eine große Entscheidungsfreiheit verfügen, ihr Tag von einem hohen Abwechslungsreichtum geprägt ist, sie ihre Arbeit als sinnvoll empfinden und vor allem ihre Autonomie hoch schätzen. Es scheint also dass intensive Arbeit die Zufriedenheit der Selbstständigen nicht beeinträchtigen kann (Bissels et al, 2006).

Die Frage die sich daraus ergibt ist, wenn trotz großer Beanspruchung und Belastung eine hohe Arbeitszufriedenheit besteht, inwieweit sehen diese Unternehmer einen Bedarf und Sinn in Gesundheitsförderlichen Maßnahmen in ihrem Betrieb?

Vor allem das Handwerk ist geprägt von kleinen, familiären Unternehmen: im Durchschnitt hat ein Handwerksbetrieb in Deutschland 7 Mitarbeiter. Da in dieser Art von Unternehmen die Betriebsinhaber einen erheblichen Einfluss auf eine mögliche Präventionskultur im Betrieb haben (Pröll, 2006), richtet sich der Fokus dieser Studie ausschließlich auf die Betriebsinhaber von Handwerksunternehmen und nicht deren Angestellte.

Im Rahmen des PräTrans Projekts der Technischen Universität Dortmund wurden Berater der Handwerkskammern dazu befragt, bei welchen gesundheitlichen Themen sie, aufgrund ihrer Erfahrung in der Beratertätigkeit, Handlungsbedarf im kleinbetrieblichen Gesundheitsmanagement sehen. Die Ergebnisse in Tabelle 1 verdeutlichen, dass vor allem Aspekte der Führung und des Personalmanagements als Bereiche angesehen werden wo die Berater einen hohen Handlungsbedarf sehen.

(Bild Tabelle 1)

Auf die Frage nach dem persönlichen Gesundheitsmanagement der Betriebsinhaber von Handwerks-betrieben sehen die Berater einen hohen Handlungsbedarf bei Themen, welche vor allem eine hohe psychische Arbeitsbelastung verursachen (Tabelle 2).

(Bild Tabelle 2)

Gegenstand der Untersuchung

Die vorliegende Arbeit soll, in Form einer explorativen Studie, zum einen untersuchen inwieweit handwerkliche Unternehmer selbst die oben aufgeführten Themen als interessant und wichtig einschätzen. Nachdem diese Berufsgruppe sich durch zugleich höhere Arbeitsbelastung als auch größere Arbeitszufriedenheit auszeichnet, drängt sich außerden die Frage auf, wie diese Gruppe mit den täglichen Beanspruchungen umgeht und sie erlebt, und ob eventuell in dieser Gruppe ein gewisser Persönlichkeitstyp mehr verbreitet ist.

Fragen der These

Ø Welche Bedeutung hat das Thema gesundes Arbeiten für die Handwerksbranche?

Ø Welche Themen werden als relevant eingeschätzt?

Ø Dominiert ein bestimmtes Bewältigungsmuster in der Persönlichkeit dieser Selbstständigen?

Ø Gibt es eine Beziehung zwischen dem Bewältigungsmuster des Unternehmers und dem Interesse an gesundheitlichen Themen?

Methode

Inhaber von lokalen Handwerksbetrieben im ländlichen Bereich von Oberbayern werden gebeten, unter Aufrechterhaltung der Anonymität, einen Fragebogen auszufüllen. Dieser besteht aus zwei Fragebögen: Fragebogen 1 ist angelehnt an dem vom Projekt PräTrans entwickelten Bogen[2], welcher vor allem untersuchen sollte inwiefern KKUs besser zum Thema Gesundheit erreicht werden sollen. Da es in dieser Arbeit jedoch mehr um das Interesse der Unternehmer an gesundheitlichen Themen geht, wurden einige Fragen bezüglich der Erreichbarkeit weggelassen und durch andere ergänzt.

Bei dem zweiten Fragebogen handelt es sich um den, durch die Universität Potsdam entwickelten, Fragebogen AVEM (Arbeitsbezogenes Verhaltens – und Erlebensmuster). Dieses persönlichkeitsdiagnostische Verfahren dient der Erfassung persönlicher Ressourcen bezüglich der beruflichen Anforderung. Es differenziert zwischen 11 relativ stabilen Merkmalen und erlaubt eine Klassifizierung in 4 verschiedene Typen, bzw. Bewältigungsmuster, wovon zwei als gesundheitsgefährdende Risikomuster einzustufen sind[3]

Abbildung 1: Die 4 Bewältigungsmuster des AVEM Fragebogens (Schaarschmidt, 2006)

Muster G:

gesundheitsförderliches Verhalten

Muster S:

Schonungsverhalten

Risikomuster A:

klassischer „Typ A“: hoher Arbeitseinsatz in Verbindung mit ausbleibender Anerkennung

RisikomusterB:

Resignation, Motivationseinschränkung, herabgesetzte Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen und negative Emotionen. Von Schaarschmidt wird dieser Typ als Burnout gefährdet eingestuft.

Aufgrung der bisherigen Forschungsergebnisse ist die Erwartung der Studie dass bei den Betriebs-inhabern von Handwerksunternehmen eher weniger Muster S (aufgrund der hohen Arbeitszeiten) und A ( aufgrund der bestehenden Anerkennung und Autonomie) vorzufinden sind. Die hohe Arbeitszufriedenheit trotz starker Belastung lässt eine Dominanz des Muster Gs in der Gruppe vermuten. Zugleich besteht jedoch auch die Möglichkeit einer Prävalenz von Risikomuster B aufgrund der hohen Arbeitsbelastung. Von Interesse der Studie ist auch, ob eine Korrelation zwischen Typ G und einem Interesse an Themen zur betrieblichen Gesundheitsförderung besteht.

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