Eine Reise in die Vergangenheit – wie entwickelte sich die Schrift?

Wir alle nutzen sie tagtäglich und nahezu selbstverständlich – die Schrift. Aber, wie hat sie sich eigentlich entwickelt? Und warum hatten die Menschen, die damals lebten, auf einmal das Bedürfnis, Gedanken und Dinge zu verschriftlichen? Eine Reise in die Vergangenheit kann diese Fragen beantworten.
Eine Reise in die Vergangenheit – wie entwickelte sich die Schrift?
© R. Gino Santa Maria
Erstellt von Mareike_ vor 3 Jahren
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Die ersten Schriften

Die Schrift ist vor mehr als 5000 Jahren entstanden. Einige Vorformen gab es sogar schon früher. Die ersten nachweisbaren Schriftzeichen fanden sich in Henan, in der östlichen Mitte der Volksrepublik China. Die sogenannte Jiahu-Schrift wurde dort ungefähr um 6600 v. Chr. genutzt.

Auch in Südosteuropa nutzen Menschen Zeichen, um sich auszudrücken. Die Vinča-Schrift fand sich dort auf Skulpturen und Kulturgegenständen und bestand aus geometrischen Mustern.

Schriftzeichen des Nahen Ostens

Ungefähr zeitgleich, das heißt um 2700 v. Chr., entstand in Mesopotamien die Keilschrift und in Ägypten die Hieroglyphenschrift.

Mesopotamien liegt zwischen den beiden Flüssen Euphrat und Tigris und wird in zwei Bereiche unterteilt – im Norden leben die Akkader, im Süden die Sumerer. Da die Böden dort sehr fruchtbar waren, wurde in Mesopotamien Landwirtschaft im großen Stil betrieben. Die Menschen suchten nach einer Möglichkeit, die Erträge als Gedächtnisstütze zu notieren, da die Ernte in weite Teile des Landes gebracht wurde. So wurden Symbole und Zeichen auf kleine Tontafeln „geschrieben“, die es wiederum anderen erlaubten, die landwirtschaftlichen Listen und Tabelle einzusehen. Die Sumerer führten sozusagen die erste Buchhaltung ein und besaßen ein eigenes Rechensystem und Zahlungsmittel. Die anfänglich verwendeten Piktogramme wichen komplexeren Ideogrammen, um zusammenhängende Gedankengänge festhalten zu können. Aus den vielen Piktogrammen entwickelten sich 600 Zeichen, die einzelne Laute darstellten. Das Rebus-Prinzip war geboren und bedeutet, dass ein Piktogramm nicht mehr für einen Gegenstand dargestellt wurde, sondern für ein Wort, welches eine ähnliche Aussprache vorwies.

In Ägypten wurden die ersten Hieroglyphenfunde auf die Zeit um 3200 v. Chr. datiert. Das Wort Hieroglyphe besteht aus den griechischen Wörtern hieros („heilig“) und glyphein („einmeißeln“) und gibt damit wieder, welche Bedeutung dieser frühen Zeichenschrift zugesprochen wurde und warum sie auf vielen Grabsteinen und Tempelwänden gefunden wurde. Wie bei der Keilschrift aus Mesopotamien, bedient sich die Hieroglyphenschrift verschiedener Zeichnungen. Diese einzelnen Zeichnungen geben Laute wieder. Außerdem besteht sie aus drei verschiedenen Arten von Zeichen: den Piktogrammen, den Phonogrammen und den Determinativen. Dadurch war es den Menschen in Ägypten schon früh möglich, landwirtschaftliche oder medizinische Texte zu verfassen, aber auch Gebets- und Rechtstexte oder Texte, die die Erziehung betrafen niederzuschreiben.

Das Alphabet auf Seereise

Die Erfindung des Alphabets revolutionierte den damaligen Schriftgebrauch. In Ugarit an der syrischen Küste wurden mehrere regionale Schriftarten zusammengefasst. Das ugaritische Alphabet wird daher als Prototyp der phönizischen und europäischen Alphabete angesehen.

Ein Seefahrervolk, die Phönizier, verbreitete das Alphabet, welches aus 22 Zeichen bestand, aber keine Vokale kannte. Sie waren in der Lage, zu erkennen, dass eine Sprache zwar nur aus wenigen Lauten besteht, diese aber durch verschiedene Kombinationen immer neue Worte bildet. Die heutige deutsche Sprache kennt lediglich 26 Buchstaben, mit denen sich eine Fülle von Wörtern kreieren und schreiben lässt Die Phönizier legten eine Reihenfolge der Buchstaben fest, um sich die dazugehörigen Zeichen besser einprägen zu können. Die ersten beiden Buchstaben hießen „aleph“ (phönizisch: „Rind“) und „beth“, was mit „Haus“ übersetzt werden kann. Aus der Zusammensetzung entstand der Begriff „Alphabet“, der unserem Schriftsystem seinen Namen gibt. Das Alphabet erlaubt es uns, Texte zu verfassen und Texte zu umschreiben, die viele Menschen auf der Welt verstehen können. Erst durch diese Erkenntnis, ist es uns heute auch möglich, Reden zu schreiben oder das Kreative Schreiben zu praktizieren, kurzum, einfach alle Gedanken und Gefühle durch die Verwendung von Schrift auszudrücken.

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