Der MBTI – Figuren in Geschichten Charakter verleihen

Menschen verhalten sich unterschiedlich und weisen verschiedene Charakterzüge auf. Daher müssen Figuren in Büchern und anderen Geschichten auch charakterliche Tiefe besitzen, damit sie authentisch wirken. Dazu kann der Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI) beitragen und Autoren helfen, realistische Personen zu erschaffen.
Der MBTI – Figuren in Geschichten Charakter verleihen
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Erstellt von LAS-Redaktion vor 3 Jahren
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Der MBTI im Überlick

Entwickelt wurde er MBTI in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts von den zwei Psychologinnen Isabel Myers und Katharine Briggs, um verschiedenen psychologischen Typen, die ein Schweizer Psychiater erforscht hatte, erfassen zu können. Der Typenindikator hat aus verschiedenen Gründen keinen Einfluss auf die moderne Persönlichkeitspsychologie und wird stark kritisiert, kann aber trotzdem Autoren beim Schreiben helfen, Figuren charakterliche Tiefe zur verleihen. Er besteht aus 16 Persönlichkeitstypen, die durch 4 bipolare Skalen erfasst werden. Die Skalen beschreiben, wie die Person Energie schöpft (Extraversion oder Introversion), Eindrücke verarbeitet (Intuition oder Empfinden), Entscheidungen trifft (Denken oder Fühlen) und mit der äußeren Umwelt umgeht (Wahrnehmen oder Urteilen). Jedem dieser 8 Punkte wird jeweils ein Buchstabe zugewiesen. Am Ende eines ausführlichen Fragebogens steht dann der Persönlichkeitstyp als vierstelliger Buchstabencode fest: Zum Beispiel ENFP für extrovertiert, intuitiv, fühlend und wahrnehmend. Die 16 einzelnen Persönlichkeitstypen werden außerdem noch in 4 Übergeordnete Charaktere eingeteilt: Analysten, Diplomaten, Wachen und Forscher. Nachlesen kann man die Grundlagen auch nochmal detaillierter auf der Webseite der Myers & Briggs Foundation.

Die Passform des Charakters zur Figur

So viel zu den Grundlagen des MBTI. Aber wie kann er jetzt genau beim Erschaffen von Figuren beim Drehbuch schreiben oder Buch erstellen helfen? Der MBTI kann trotz fehlender klinischer Relevanz bis zu einem gewissen Grad den Charakter einer Person abbilden. Er kann also zur Prüfung der verschiedenen Charaktere eingesetzt werden.

Fragen-Checkliste

  • Ergänzen sich die Figuren der Geschichte untereinander? Also weist zum Beispiel der beste Freund des Hauptcharakters einen ergänzenden Personentyp auf und hilft die Geschichte spannender zu gestalten?
  • Verschiedene Personentypen können auch in Konflikt miteinander treten, was für den Verlauf einer Geschichte oft von großer Bedeutung ist. Passt dies nun mit den beschriebenen Charaktereigenschaften der Personen zusammen?
  • Eignen sich die Personen auch für ihre vorgesehene Rolle in der Story? Eignet sich zum Beispiel der Typ Abenteurer für die Hauptfigur oder müsste diese dafür andere Züge aufweisen?
  • Werden innere Konflikte richtig wiedergegeben oder passen sie nicht zum Charakter der Person? Spiegeln Gedankengänge der Figur also den gewünschten Charakter wider?

Doch Vorsicht! Es gibt Einschränkungen.

Es hängt jedoch auch immer von der Situation und der Umwelt ab, wie ein Mensch reagiert. Der MBTI bildet genau diesen Fakt nicht vollständig ab. Hier bestehen zwar 16 Persönlichkeitstypen, aber 8 Milliarden Menschen zu diesen wenigen zuzuordnen, ist schlichtweg nicht möglich. Beim Test werden keine Zwischen- oder Mischtypen abgebildet und somit der Charakter eines Menschen zu sehr vereinfacht. Der Test kann also nicht dafür genutzt werden, vollkommene Figuren zu erschaffen, sondern hilft nur diese glaubwürdiger und authentischer zu gestalten. Denn auch Schriftstellerin Elizabeth George sagte schon: "Niemand will etwas über vollkommene Charaktere lesen". Das gilt auch hier. Die Psyche eines Menschen ist so individuell, dass sie bisher durch keinen existierenden Persönlichkeitstest realitätsgetreu abgebildet werden kann.

Zu guter Letzt

Der MBTI kann dich also beim Schreibprozess deiner Geschichte unterstützen. Figuren bekommen dadurch charakterliche Tiefe. Das heißt aber nicht, dass dein Buch-Charakter nicht situationsabhängig andere Charakterzüge aufweisen kann. Denn jeder trägt die verschiedenen Charaktermerkmale in sich, die beim MBTI erfasst werden. Man kann also mit dem Test Personen authentischer gestalten, aber auf keinen Fall einen perfekten Charakter erschaffen. Es lohnt sich jedoch durchaus die erfundenen Figuren mit dem MBTI zu checken und festzustellen, ob das beschriebene Verhalten zu ihrem Charakter passt. Auf der Internetseite von 16 Personalities, kann man zum Beispiel alle Persönlichkeitstypen mit ausführlicher Beschreibung der jeweiligen Stärken und Schwächen, aber auch die Charakteristik der persönlichen Beziehungen und vielem mehr durchlesen. So kann man sich beim Schreiben eine oder mehrere Typen raussuchen und seine Figur an den detaillierten Beschreibungen aufbauen und immer wieder überprüfen. Finde doch mal selbst durch einen der unzähligen Online-Tests heraus zu welchem Persönlichkeitstyp du gehörst.

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